Inhalt express 8/2012

Gewerkschaften Inland

Gisela Notz: »Den Betrieb übernehmen«, Von der Krisenbearbeitung zu gesellschaftlicher Transformation S. 2

Cum: »Schuldenbremse« – am Beispiel Hamburgs S. 9

Harald Rein: »Gutes Leben statt Resteverwertung«, über Wohnen und Erwerbslosigkeit in der Krise S. 10

Marcus Schwarzbach: »Neue ›Geiz ist geil‹-Lohnstrategie« – Werkverträge und Handlungsmöglichkeiten für Betriebsräte S. 13

DGB: »Missbrauch stoppen«, über Werkverträge als neue Form von Lohndumping S. 14

Betriebsspiegel

Christina Frank: »Entlassung XL«, Lehren aus der Schlecker-Pleite S. 1

Willi Hajek/KH: »Teelephanten-Treffen«, zum Kampf für den Erhalt der Produktionsstätte Fralib S. 6

Stefan Schoppengerd/Fabian Rehm: »Die besseren Bastionen«, Interview zum Streik bei den Wicker-Kliniken S. 9

Stefan Schoppengerd: »Neues von der Brotrestefront«, über die Bestätigung der Kündigungen der Maredo-Betriebsträte S. 10

Internationales

Anna Leder: »Do it yourself im griechischen Gesundheitswesen«, Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen in Zeiten der Krise S. 4

»Selbst schauen…«, Aufruf für eine Solidaritätsreise nach Griechenland S. 4

Redaktion Labor Notes: »Troublemakers haben getagt«, Bericht von der 16. Labor Notes-Konferenz S. 5

Mark Brenner: »Stehen wir am Wendepunkt?« über die US-Gewerkschaften S. 7

»China in unseren Köpfen« Symposion zu Ehren des Sinologen Wolfgang Franke S. 7

Stefan Schoppengerd: »Wiener Widerstand« – Städtische AbfallberaterInnen wehren sich gegen Werkverträge S. 15

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

was kam noch gleich nach dem Taylorismus/Fordismus? Der Postfordimus? Der Toyotismus? Sind wir überhaupt je rausgekommen aus dem Fordismus bzw. erleben wir nicht gerade eine Taylorisierung mancher Regionen und Bereiche – man denke nur an die Krankenhäuser, die langsam, aber sicher zu Fabriken werden, und von denen in dieser Ausgabe auch die Rede ist? Ist es überhaupt sinnvoll, mit solchen Ismen zu arbeiten? Wozu nützen sie? Ist es am Ende »just capitalism, stupid«?

Wir haben uns im express immer schwer getan mit Etikettierungen dieser Art und versucht, genauer hinzuschauen und uns um Schubladen und Ismen wenig zu kümmern. Denn auf das, was die Süddeutsche Zeitung als innovatives Projekt und zeitgeistigen Weg aus der Krise propagiert, halten wir schon länger große Stücke: »Selber Denken«. Und das heißt immer auch, Verallgemeinerungen zu hinterfragen, Widersprüche zu denken, Einzelnes und Allgemeines auseinander zu halten, aufeinander zu beziehen usw. Wir tun das wieder ausführlich in dieser Ausgabe: schauen auf kleine und große Auseinandersetzungen im In- und Ausland, sind großen Worten wie »Betriebsübernahmen« oder »Genossenschaften« historisch und aktuell auf der Spur, lassen uns er zählen, was die Troublemakers in den USA bei ihrer letzten Konferenz diskutiert haben (u.a. die Frage, ob der US-Kapitalismus nicht ein glatt polierter Faschismus sei) und wie sich die Griechen trotz oder wegen der Krise um eine neue Ökonomie und um neue soziale Beziehungen jenseits von Konkurrenz bemühen und stellen fest, wie innovativ das Kapital ist, wenn es um die Erfindung neuer Formen der Ausbeutung geht: Gesetze umgehen und »die Poren des Arbeitstages schließen«, Lohnabhängigen den Anschein von selbstständigen Kleinunternehmern zu verschaffen – das sollen nun Werkverträge leisten, die wir in dieser Ausgabe ebenfalls beleuchten.

Worauf wir aber bei all unseren Bemühungen, selber zu denken und SelberdenkerInnen zu Wort kommen zu lassen, nicht gekommen sind, erklärte uns Jean-Claude Juncker am 30. Juli in einem Interview: Wir leben nämlich »in Zeiten des sofortigen Sofortismus« – und die sind bekanntlich dem Denken nicht zuträglich.

Was lehrt uns das? Alles muss man selber und trotzdem machen!

 

express 8/2012