An alle Gewerkschafter und politischen Freunde: Wichtiger, eiliger Spendenaufruf

Streikende der RATP (Nahverkehr im Großraum Paris) schlagen Alarm

Mehr als einen Monat ununterbrochen im Streik, immer neue Verhandlungen, die sich im Kreise drehen und eine offenkundige Arroganz der Regierung …“, so beginnt der Bericht von Mathilde Goanec über eine improvisierte Pressekonferenz der Streikenden der Pariser RATP.

Während sich die offiziellen Verhandlungen immer weiter dahinziehen, geht den seit dem 5. Dezember Streikenden allmählich die Puste aus, weshalb sie Alarm schlagen: „Diese Woche wird entscheidend werden, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir bis Montag durchhalten werden“, gesteht ein Lokführer der Pariser Metro während der Pressekonferenz am 6. Januar. Seit 34 Tagen befänden sie sich unablässig im Streik, zu den schweren Lohneinbußen komme noch Verbitterung hinzu. „Wir können diesen Konflikt nicht allein mit unseren Kollegen von der SNCF (französischen Eisenbahn) austragen, unsere Ressourcen sind begrenzt“, sagt Luc Chatelain, Lokführer auf der Linie 5. „Wir werden nur gewinnen, wenn ein Großteil der Lohnabhängigen sich unserem Streik anschließt, und das nicht nur für einen Tag“, heißt es weiter im Bericht des französischen  Nachrichtenportals „Mediapart“ (ehemalige Journalisten der Zeitung „Le Monde“) vom  7. Januar.

Diesen Aufruf zur allgemeinen Mobilisierung haben die Streikversammlungen der Linien 2, 5, 6 und 7 der Pariser Metro in Anwesenheit von Lokführern der SNCF beschlossen. Dies sei ein Aufruf der „Basis, von gewerkschaftlich organisierten und nicht organisierten Kolleginnen und Kollegen.“ Kein Gewerkschaftsführer sei bei dieser improvisierten Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des „maison de grève“ anwesend gewesen, einem alternativen Veranstaltungsort im 12. Arrondissement von Paris, vollgestopft mit Pappkartons und dekoriert mit einem großen Transparent mit der Aufschrift „Streiken oder sterben“.

Die Streikenden nehmen ihre Botschaft sehr ernst. „Wir wenden uns an die Gewerkschaftsorganisationen, die in unserem Namen sprechen, hört auf, zu Verhandlungen zu gehen, ruft offen zu unbegrenzten Streiks überall auf, nutzt sofort eure finanziellen Mittel, um uns zur Hilfe zu kommen, wir brauchen sie jetzt“, fordert Samy Tendron, Streikender auf Linie 5. Die Streikfonds, von denen so viel die Rede ist, reichen nicht aus die finanzielle Not zu lindern, zumal sie auch erst nach Ende der Streikbewegung ausgezahlt werden sollen gegen Vorlage der offiziellen Liste der Streiktage.

Ein Lokführer auf der Linie 7 ergänzt: „Die Gewerkschaften sollen damit aufhören, uns mit eintägigen Streiks zu bedrängen, die nutzlos sind.“ Sie beschweren sich ebenfalls, dass zwischen dem 17. Dezember und dem 9. Januar keine größeren Aktionen seitens der Gewerkschaftszentralen stattfanden. „Die Gewerkschaftschefs saßen gemütlich im Warmen, während wir 15 Tage Lohn verlieren, und wofür?“ fragt ein Lokführer der RER B.

Auch sei es häufig schwierig, Räumlichkeiten für die Streikversammlungen zu finden, einige große Gewerkschaftsdruckereien weigerten sich, ihre Flugblätter zu drucken, wenn sie nicht ihr Logo trügen, einige Gewerkschaften missbrauchten ihre Streikkassen, um Kaffee, Kuchen, Papier zu kaufen.

Die Streikenden kritisieren ebenfalls die Zweideutigkeit gewerkschaftlichen Verhaltens heftig. Unsa-Sprecher Laurent Lescure sei für die Reform, aber die Gewerkschaft Unsa RATP sei die erste, die streikt. Laurent Berger, Chef der CFDT, will eine Rente nach „Punkten“, eine Minute früher hätten die CFDT Eisenbahner zum Streik gerufen. „Wen repräsentieren diese Leute? Wie können wir ihnen vertrauen?“

Die Perspektive des Kampfes sieht der Lokführer Fabrice Nunez skeptisch: Die meisten Beschäftigten des Privatsektors arbeiteten in ganz kleinen Betrieben, in denen es keine Gewerkschaften gibt. In den großen CAC 40 Unternehmen (vergleichbar DAX) sei die CFDT häufig führend, so dass es dort keine Streikaufrufe gäbe. „Wo finden wir Ansatzpunkte, um die Bewegung auszuweiten?“ Nach eineinhalb Monaten des Konflikts riefe die CFDT jetzt zu einer Mobilisierung gegen die Heraufsetzung der Regelaltersgrenze.

Die Regierung setze anscheinend auf die Zersetzung der Streiks, während das Publikum die Streikenden handfest unterstütze. Wir bekommen Sandwiches, Essen. Neulich kam eine „Gelbweste“ mit einem Lastwagen, lud Äpfel und Kisten mit Apfelwein ab. „Wir sehen jeden Tag, dass die Bevölkerung diese Reform nicht will.“

„Eine Million von uns ist auf der Straße, doch der Regierung ist das egal. Wir wollen keine Gewalt, wir wollen keine Probleme, aber welchen Ausweg haben wir noch?“ Die radikale Bewegung der Gelbwesten sei aus dieser Erkenntnis der Ohnmacht heraus entstanden, erklärt Fabrice und erinnert daran, dass sie 2018 und 2019 Samstag für Samstag demonstriert habe, manchmal im Chaos.

„Obwohl ich nicht einmal direkt betroffen bin, streike ich seit 34 Tagen. Auch die heutigen Rentner müssten eigentlich um ihre Rente fürchten“. Streiken heiße für ihn, in die Zukunft zu investieren.

Zusammengefasst nach:

https://www.mediapart.fr/journal/france/070120/reforme-des-retraites-les-grevistes-de-la-premiere-heure-veulent-un-relais-sous-peine-de-plier

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