express 10-11/2004

Inhalt

Gewerkschaften Inland

»Das Kopfschütteln, der Charme der Bourgeoisie und ihr Preis«, Opel in der Presse      S. 1

I. Müller: »Tarifpolitik unter Revisionsvorbehalt«, IGM-Defensive setzt sich fort, zum VW-Abschluss S. 2

»Ausbruch aus der Normale – retour à la normale?«, Gespräch über Unsagbares und Unsägliches bei Opel Bochum            S. 4

Andreas Bachmann: »Alternativen zu Armutstarifen«, Gesetzliche Mindestlöhne: Ansatzpunkt für ein existenzsicherndes Einkommen als soziales Grundrecht      S. 6

Hugo Claus: »ver.di in der Klemme«, zur Tarifrunde 2005 im Öffentlichen Dienst S. 8

Herbert Storn: »(Berufliche) Schulen als Unternehmen«, »Outputsteuerung« in der Bildung, Teil I S. 9

Betriebsspiegel

»Erpresswerk DaimlerChrysler«, Stuttgarter Metaller an der Basis ziehen Bilanz  S. 4

Kirsten Huckenbeck: »Ausscheren aus dem Konkurrenz-Tango«, Kommentar zum Opel-Streik    S. 5

»Keine Insel der Glückseligen«, VK- und BR-Porsche an Opel-KollegInnen         S. 6

Bernd Heyl: »Verletzte Würde«, Rüsselsheim ›bei‹ Opel S. 7

»Gegen Zwei-Klassen-Tarifvertrag«, Krankenhausbeschäftigte erringen Teilerfolg           S. 10

Mike Parker: »Oberste Priorität«, zur strategischen Bedeutung der Organisierung bei Toyota      S. 13

Hans-Gerd Öfinger: »Konversion gegen Erpressung?«, Britische Gewerkschaftslinke informierte GM-Belegschaften zum Bochumer Streik           S. 14

Gregg Shotwell: »It ain’t over, ’til it’s over«, zähe Erfolge bei Toyota, Georgetown         S. 14

Mike Parker: »Angleichung als Dequalifizierung«, zur Aufweichung von Qualifikationen und Hierarchien im Toyota-Produktionsprozess      S. 15

Teofilo Reyes: »Boykott endet mit einem Sieg«, neue Landarbeitergewerkschaft in Nord-Carolina          S. 16

Europa/Internationales

Hans Boot: »Ausgepoldert in den Winter?«, über einen warmen Herbst in Holland          S. 11

Ricardo Levins Morales: »Elect the Flake, Evict the Snake«, über gewerkschaftliche Strategien zum Umgang mit den Wahlen in den USA       S. 17

Tom Kucharz: »Demokratische Diktatur«, über den »Drachenplan«, »zivilisierten« Terror und den Monolog zwischen Regierung und Militär in Kolumbien       S. 18

»Webfehler«, Spendenkampagne für Organiser in Bekleidungsfabriken in Bangladesch S. 18

Dokumentation

»Betr.: ÖD-Tarifrunde«, Offener Brief der ver.di-Linken an den ver.di-Bundesvorstand    S. 9

»Ruhe bewahren & protestieren«, BAG SHI zum ALG II-Antrag mit Fallen und Tücken     S. 11

Komitee für Grundrechte und Demokratie: »Rechte der ArbeitsmigrantInnen« können nur um den Preis der eigenen aufgegeben werden      S. 15

Rezension

Andreas Bachmann: »Reformoption Bürgerversicherung«          S. 20

bildnachweise: tim haines, dinosaurier. Im reich der giganten, köln 1999, isbn 3-8025-1401-7 tim haines, die erben der saurier. Im reich der urzeit, köln 2002, isbn 3-8025-1461-0 thomas pakenham, bäume. Die 60 größten und ältesten bäume der welt, münchen 2003, isbn 3-88472-545-9

 

Editorial

Liebe LeserInnen und AbonnentInnen,

widrige Umstände, Klassenkämpfe und klasse Kämpfe haben uns dazu veranlasst, die Doppelnummer dieses Jahr nicht im November/Dezember herauszubringen, sondern schon jetzt. Weder konnten und wollten wir den Kampf der Bochumer KollegInnen noch den IGM-Abschluss bei VW unkommentiert lassen. Doch wenn die nicht produzieren, heißt das für uns Mehrarbeit. Das könnte uns »an sich« Recht sein, als kleiner Schritt auf dem Weg und Ziel dieser Zeitung, sich überflüssig zu machen, wenn und weil die Verhältnisse sich entsprechend ändern. Und eigentlich könnte auch der knappe Kommentar eines Kollegen: »Wieso müsset mir überhaupt e Zugeschtändnis mache – bei fünf Milliardde Gewinn, wo der Lade macht. Sollet sich verpisse, die Penner.« (entnommen einer in diesem express vorgestellten Bilanz von Daimler-Kollegen) eine Menge Zeitungsholz sparen.

Aber so einfach ist es dann leider doch nicht.

Denn aller Erfahrung nach ist nicht davon auszugehen, dass DC, GM/Opel, VW und auch nicht die IGM sich an das Verursacherprinzip halten und unsere Rechnung dafür, dass sie uns einen Strich durch selbige gemacht und damit haufenweise Überstunden veranlasst haben, begleichen. Und zu kommentieren gibt es, solange die Krise – ob mit oder ohne Nadelstreifen – auf »repeat«-taste gesetzt bleibt, auch mehr, als sich mancher denken mag. Ein Teil davon steht jedenfalls im Heft.

Apropos Krise: Nicht nur DaimlerChrysler, VW und Karstadt-Quelle, auch uns hat die Krise erfasst: Wenn wir bis zum nächsten Jahr nicht 500 Millionen Euro einsparen können, ist der Standort Offenbach nicht zu retten. Wir, die Beschäftigten, sind schon zu größten Einschnitten bereit, reißen 16-Stunden-Schichten (bis auf die Chefin, die macht 36-Stunden-Schichten!), essen unter und schlafen auf den Bürotischen, nehmen uns noch Arbeit mit nach Hause und nötigen unsere Freundinnen, Bekanntinnen und Verwandtinnen (modern: multitudinnen) zur freiwilligen Teleheimreproduktionsmehrarbeit: In der Summe macht das schon 200 Millionen Euro. Aber das reicht nicht. Jetzt sind auch die Abonnenten dran: 300 Mio. Euro bis Ende nächsten Jahres, sonst muss unsere e-Klasse in Albanien produziert werden! Deshalb rufen wir auch in diesem Jahr wieder zur aktiven Konsumverweigerung an der richtigen Stelle auf! Auf was Ihr verzichtet, bleibt Euch überlassen, da sind wir ganz liberal: Was dem einen sein zehnter taz-Rucksack, ist der anderen vielleicht ihr FAZ-Füller oder dem dritten ihr Rundschau-Staubsauger.

Spendet stattdessen an den express, und Ihr werdet es nicht bereuen. Jedem Spender winkt als kleiner Dank die letztes Jahr erschienene Biographie von Willi Hoss und außerdem Ruhm, Ehre und eine steuerabzugsfähige Spendenquittung. Was kann man mehr wollen?

 

express 10/11 2004