Inhalt express 11/2008

Gewerkschaften Inland

Böhm/Busch/Heim/Riexinger/Sauerborn: »Weiter so – oder Krise als Chance?«   S. 1

Geert Naber: »Guter Lohn? Gute Arbeit?«, über den Briefmarkt und die Deutsche Post nach der Mindestlohn-Einführung    S. 2

Marc Kappler: »Einstürzende Leuchttürme«, über privatisierte Krankenhäuser und deren gewerkschaftliche Organisierung  S. 5

Nadja Rakowitz: »Deckel gelupft, aber nicht weg«, Wie weiter nach der Demo in Berlin?   S. 7

Jakob Schäfer: »Krisenfolgen nicht abwälzen (lassen)«, Anmerkungen zum Diskussionspapier des AK Weltwirtschaftskrise            S. 7

Juanita Rosina Henning: »Vor einer Verfassungsklage?«, Prostitution zwischen Evaluation

und Rebellion    S. 8

Mihai Balan, Beata Tarnowska & Malgorzata Zabron: »Europäischer Wanderarbeiterverband

am Ende?«, eine Replik             S. 10

 

Betriebsspiegel

Peter Trotzig: »Sag ›Ja‹ zur Opel-Bürgschaft«, über das »aber« und ein System ohne
Zukunft    S. 5

 

Internationales

Willi Hajek: »Tous ensemble«, Eisenbahner vorne dran – 20000 auf Demo der ETF in Paris           S. 12

»Über die Grenze«, Hilfe zur Selbsthilfe bei Arbeitskonflikten in China      S. 13

 

Rezension

Anne Allex: »Mobilmachung«, über Hartmann/Geppert: »Cluster – Die neue Etappe des Kapitalismus«, Teil II        S. 14

 

Veranstaltung

Redaktion express: »Zur Organisationsentwicklung der Gewerkschaften: mitgliederorientiert, beteiligungsorientiert, betriebsorientiert?«        S. 16

Bildnachweise: Mit dem Photo auf dieser Seite dokumentieren wir die aktuelle Plakat-Werbekampagne der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) in Frankfurt am Main. Alle anderen Photos der Ausgabe leuchten historische Höhepunkte einer mittlerweile in arge Bedrängnis geratenen Industriebranche aus.

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

„Crisis, what crisis“, so hieß eine Schallplatte aus den Zeiten der goldenen rheinisch-transatlantischen Kapitalbeziehungen. Die sind akut gestört, denn seit der US-Mutterkonzern GM bei allen hausieren geht, um seine Barkasse für’s nächste Quartal aufzufüllen und dabei – wie immer und ganz unabhängig von der Krise – auch bei den Übersee-Niederlassungen die Hand aufhält, ist eine Spontanheilung von Opel Deutschland zu bewundern. Wundersamer Weise sind die deutschen Konzerne offenbar seit Oktober 2008 „an sich“ gesund. Krank werden sie eigentlich nur von a) zu viel Auslandsverflechtung, b) zu viel schlechter Inlandspresse, c) mangelndem Vertrauen der KäuferInnen und, irgendwie damit zusammenhängend, d) unerklärlicher Kaufzurückhaltung, e) vorübergehend fehlender „Liquidität“. Also muss mehr Flüssiges her, doch woher nehmen, wenn nicht drucken? Das sehen nicht nur die Konzernvertreter so, sondern auch viele Gewerkschafter – und entscheiden sich dafür, es bei den Beschäftigten zu holen.

Extra für Klaus Franz (Welt-, Euro-, GBR- und BR-Vorsitzender von Opel, und für Berthold Huber, IGM-Vorsitzender mit Hang zu Schnell(ab)sch(l)üssen, beide derzeit auch als Chefökonomen und Unternehmensberater unterwegs, hat Funny van Dannen vor Zeiten schon eine Hymne gedichtet, die uns angesichts des geballten Sachverstandes, der sich hier äußert, zeitgemäßer erscheint:

„Ich will den Kapitalismus lieben, weil so viel für ihn spricht,
ich will den Kapitalismus lieben, aber ich schaff’ es einfach nicht.
Dabei verdanken wir ihm eine Menge, wo wäre unser Wohlstand, ohne ihn?
Er ist das Element, das uns verbindet, er ist der Strang, an dem wir zieh’n.
Er holt aus jedem von uns das Beste, hoch lebe die Konkurrenz.
Wo gestern noch Trabbis standen, fährt man heute BMW und Benz.“
(Funny van Dannen: „Kapitalismus“, auf: Groooveman)

Um diese und andere Arten von Prostitution geht es – wie immer – auch in diesem Heft. Und natürlich um die Frage, wie man diese und alle anderen Formen von Prostitution überwindet. So viel Offenheit für Brüche mit bisherigen Welterklärungen war selten – mögen die Vernünftigeren diesmal nicht den Kürzeren ziehen: Faites vos jeux – statt les jeux sont faites. Letzteres allerdings gilt – allen Vorfeld-Verbal-Radikalismen von IGM-Chef Huber zum Trotz („crisis, what crisis?“) – nun für die KollegInnen der IGM, die blechen müssen für den Aberglauben der Chefökonomen in Gewerkschaften und Unternehmen. Auch uns hat das so überrascht, dass wir erst in der nächsten Ausgabe eine ausführliche „Würdigung“ des Tarifabschlusses präsentieren können. Dann aber richtig. Bis dahin wünschen wir Euch spannende Lektüre und viel Vergnügen beim Betrachten des zweitbeliebtesten Fetischs neben dem „allgemeine Äquivalent“.

 

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