Inhalt express 5/2009

Gewerkschaften Inland

Samuel Arret: »Dombrowskis Furor«, zur Heuchelei der deutschen Ärzte S. 1
Gregor Zattler: »Petition als Diskursvehikel!?«, zum Versuch, die Arbeitsrechtsprechung parlamentarisch zu ändern S. 2
»Arbeit, Migration, Organisierung«, Einladung zum Arbeitstreffen am 3./4. Juli in Frankfurt S. 7
ver.di-Jugend: »Reifes Ende«, »Acht Thesen über Krise« S. 16

Betriebsspiegel

»Andauernder Skandal«, breite und vielfältige Proteste gegen Verdachts- und Bagatellkündigungen – Kaiser’s-Tengelmann AG schweigt S. 4
»Ohne Solidarität machen sie jeden Standort platt!«, Gespräch mit Conti-Kollegen aus Mexiko    S. 5
»Dauerstress«, zeigt die WSI-Betriebsrätebefragung S. 5

Internationales

Sissel Brodal: »Hängengelassen«, über den »Garten Europas« in Zeiten der Krise S. 7
Spitou Mendy: »Mobiles Einsatzkommando«, Ausbildung zur Selbstorganisation für MigrantInnen S. 7
»Charta 08«, Chinas Dissidenten in den Fußstapfen der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung? S. 10
Au Loong-yu: »Blütenträume auf privatem Boden«, Menschenrechtscharta unter Ausschluss der arbeitenden Bevölkerung S. 12
Hae-Lin Choi: »Yes, we can – but how?«, zur widersprüchlichen Entwicklung der US-Gewerkschaften, Teil II S. 14

Rezension

Christa Sonnenfeld: »Elendsverwaltung«, ein ver.di-Ratgeber wird unter die Lupe genommen    S. 4

Bildnachweise: Ragusda Productions proudly presents »Pictures at an Cemetery«, in diesem Falle dem Frankfurter Hauptfriedhof. Die beiden Photos zum Gespräch mit Conti-Kollegen aus Mexiko (S. 5ff.) hat uns freundlicherweise Stephan Krull zur Verfügung gestellt.

 

 

Editorial

Es ist was faul im Staate Dänemark, über den wir hier allerdings nicht berichten. Doch wo so viel Wesens um den Staat gemacht wird, wie in dieser Ausgabe, hat Shakespeare allemal seine Berechtigung. Denn das Faule ist, Krise und Globalisierung sei’s gedankt, immer und überall. Ein Gesetz muss her, wenn das Recht alleine es nicht (oder nicht in unserem Sinne) richtet, dazu Gregor Zattlers Plädoyer für eine parlamentarische Befassung mit dem „Unrechtssystem“ der Verdachtskündigung. Staatsgrenzen überwinden wollen erstmals die Conti-Beschäftigten, denn ihre Interessenvertretungen sind, anders als ihr Noch-Arbeitgeber, im Standortdenken befangen, dazu Stephan Krull. Sprachgrenzen überwinden müssen die KollegInnen vom andalusischen SOC, wenn sie die LandarbeiterInnen nicht ebenso hängen lassen wollen, wie die Landbarone die Orangen wegen des Verfalls der Weltmarktpreise. Um Faules, nämlich die Kompromisse der SEIU, geht es in Hae-Lin Chois Beitrag über Organizing in den USA. Und die auf dem Kompost der westlichen Wertegemeinschaft sprießenden Blütenträume der „Charta 08“ chinesischer Dissidenten kritisiert Au Loong-yu, indem er zeigt, dass das Feld schlecht bestellt ist, auf dem solches wächst. Doch das reife Ende kommt zuletzt – weiß zumindest die ver.di-Jugend in ihrer erfreulich abschließenden Systemkritik mit Übergangstendenzen.

Was bleibt angesichts solcher Ausfall-, Auflösungs- und Übergangserscheinungen? Das Positive, wie es der Plebs in Shakespeare’s „Coriolan“ formuliert. Also, stehen zwei Typen auf dem Markt und lästern über die Vorstellungsrede des neuen Konsuls, der aus seiner Abneigung gegen den Plebs und dessen neu geschaffenes Recht auf eigene Volkstribune keinen Hehl gemacht hat:

„Als wir Hunger hatten und wegen der Getreidepreise zu ihm kamen, wie hat er uns genannt? ‚Pack ohne Vaterland’.“

„So hat uns mancher genannt, und es ist nicht immer als Kränkung aufgefasst worden: Wir sind alle verschieden. Einer ist braun, einer ist schwarz, einer ist kahl, einer ist wollig. Und unser Verstand fliegt nach Osten und Westen, nach Norden und Süden. Will besagen: Er springt über die Grenzen. Und darum ist es richtig, wenn einer behauptet, dass wir ohne Vaterland sind.“

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