Inhalt express 12/2010

Gewerkschaften Inland

Werner Sauerborn: »Hauptsache Gewerkschaft«, eine gewerkschaftspolitische Zwischenbilanz, Teil I               S. 1

»Runter geht immer…«, WSI-Diskussionspapier zur Tarifkonkurrenz als gewerkschaftspolitische Herausforderung                S. 4

»Streikrecht für alle erhalten«, Tarifeinheit ist »Sache politisch praktischer Überzeugung«    S. 4

Presseerklärung GDL: »Nein danke!«, keine kollektive Bahnfahrt          S. 5

Marburger Bund: »ÄrztInnen verteidigen Koalitionsrecht«, … »für freiheitliche wirtschaftliche Entwicklung« S. 6

Cum: »Gewerkschaftsspiegel«, ein kleiner Streifzug durch die Gewerkschaftspresse  S. 7

Presseerklärung NAG: »1, 2, 3 – ganz viele«, Versicherungsangestellte organisieren sich neu  S. 8

Thomas Gehrig: »Wem gehört die Commons-Debatte?«, Versuch einer kommunistischen Rückereroberung S. 10

Internationales

Boy Lüthje: »Sag mir, wo Du stehst«, Lehren aus den Streiks bei Autozulieferern in
Südchina  S. 13

»Chancenlos in Calais«, humanitäre Abgründe in Europa – ein Reisebericht      S. 16

Rezension

Peter Nowak: »Teufelswerk?«, neue Studie zur RGO, über Stefan Heinz: »Moskaus Söldner? Der Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins: Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft«               S. 8

Anton Kobel: »Ursprüngliche Gewerkschaftsbildung«, Ermutigungen durch Beispiele, über Martin Kempe: »Ermutigungen für den aufrechten Gang im Betrieb«  S. 9

Veranstaltungshinweis

»Chance für was?«, Krisenanalysen und Krisenerfahrungen in der Diskussion, Einladung zur Veranstaltung am 8. Januar 2011        S. 11

Bildnachweise: Die Photos aus dem »Jungle« von Calais (vgl. dazu den Beitrag auf S. 16 dieser Ausgabe) stellte uns dankenswerterweise die Photographin Julie Rebouillat vom »Collectif Contre-Faits« zur Verfügung.

 

Editorial

Werte LeserInnen,

Friedliche Adventszeit: Während »die Märkte« erneut einen Angriff auf die Stabilität des Euro lancieren, droht – zur Ablenkung? – der Taliban wiederum unseren Weihnachtsmärkten – und zwar mit Terror! Seit wann droht der Taliban damit, Eulen nach Athen zu tragen?

Ernst gemacht mit seinen Drohungen hat der spanische Staat, der das Militär eingesetzt hat, um die Fluglotsen zur Arbeit zu zwingen und ihren Streik aufzugeben. Unterdessen kämpfen die USA an neuer Front: gegen den Untergrund im Cyberspace. Gemeinsam mit Krisen-Gewinnlern wie VISA, Master Card und PayPal versuchen sie, Wikileaks – und damit ein Stück Internetfreiheit – in die Knie zu zwingen. Solange Heiner Geißler nicht eingreift und schlichtet, steht für die FreundInnen von Wikileaks jedoch nichts zu befürchten. Ihre Attacken gegen den Crack Down der Pressefreiheit sind so virtuell wie wirksam, und dabei völlig unblutig. Doch ebenfalls im Namen der Freiheit wird genau diese Verteidigung der Pressefreiheit in der bürgerlichen Öffentlichkeit kritisiert. Wikileaks scheint – im Unterschied zum Schwesterverband Wikipedia – genau die Form von »öffentlich ist wesentlich« zu repräsentieren, die »man« im Interesse des Gemeinwesens nicht will. Der instrumentelle Umgang mit Gemeingütern oder neudeutsch »Commons« offenbart sich damit nicht nur auf virtuellen Gemeinplätzen, wie Thomas Gehrig in seinem Sichtflug über die Allmende, genauer: die frisch entflammte Debatte zu selbiger zeigt.

Von diversen Turbulenzen, Luftschlägen und Bodenverlusten weiß Werner Sauerborn in seiner politischen Zwischenbilanz nach 36 Jahren Arbeit für die Gewerkschaften zu berichten. Die Stellungnahmen zur aktuellen Debatte über die Tarifeinheit, Erklärungen zu Gewerkschaftsfusionen und -neugründungen können als, mal defensive, mal offensive Reaktionen auf die von Sauerborn beschriebene strukturell bedingte Schwäche der Gewerkschaften gelesen werden (siehe Artikel von Heiner Dribbusch). Ob sich aus Konflikten um Tarif- und Gewerkschaftseinheit allerdings eine revolutionäre Gewerkschaftsopposition entwickelt, wie sie Peter Nowak für die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts beschreibt, ist offen. Für Boy Lüthje hingegen ist klar, dass in und mit allen revolutionären Umtrieben der Beschäftigten in China dort zunächst Terraingewinn auf dem Boden der Entwicklung von Gewerkschaftstatsachen ansteht. Dass selbst dies bisweilen revolutionär sein kann, zeigt Anton Kobel in seinem Beitrag über »ursprüngliche Gewerkschaftsbildung« hierzulande.

Mit all diesen Debatten und Fragen verabschieden wir uns für dieses Jahr und wünschen einen geruhsamen Ausklang und guten Start in 2011. Vielen Dank schon jetzt an diejenigen, die unserem Spendenaufruf bereits gefolgt sind, und im Voraus an diejenigen, die dem Aufruf in dieser Ausgabe noch folgen werden. Wir sehen uns wieder, vielleicht auf unseren Veranstaltungen – am 15. Januar im Gedenken an Heinz Brakemeier oder am 8. Januar zu den »Chancen der Krise« –, mit denen wir für Kontinuität in der Krise und darüber hinaus sorgen!? Weitere Infos dazu unter www.express-afp.info.

express_12/2010