Inhalt express 3/2010

Gewerkschaften Inland

Günter Busch, Bernd Riexinger, Werner Sauerborn: »Krise in der Krise?«, zum Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst                S. 1

ver.di-Gewerkschaftsrat: »Gewerkschaftsverfassung«, statt eines Programms: Grundsatzerklärung von ver.di                S. 2

WSI: »Kettenverträgemassaker«, Warnung vor einem Anstieg von Zeitverträgen          S. 4

WSI: »Frühgotische Bescheidenheit«, Zahlen belegen: lieber anerkannt arm als alimentiert arbeitslos                S. 5

»Besondere Dienstleistungen!?«, 1, 2, 3 – ganz viele Anlaufstellen       S. 5

Gregor Zattler: »Die gelbe Gefahr«, über Grenzen von Arbeitskonflikten in prekären Arbeitsverhältnissen      S. 9

Betriebsspiegel

Ingrid Kurz-Scherf: »Dafür, aber doch dagegen«, fünf Anmerkungen zur Kritik am offenen Brief an Opel-GBR                S. 4

Internationales

Nicholas Bell: »Das Meer mit den Händen aufhalten«, El Ejido zehn Jahre nach den Pogromen               S. 6

Chris Chan: »Lasst 100 Blumen blühn«, über Wanderarbeiter in NGOs in China, Teil I    S. 14

Anne Scheidhauer: »Mindestlöhne im Gemenge«, Zwischenerfolge für Freihandelszonengewerkschaft in Sri Lanka                S. 14

Rezension

Anne Allex: »Bombentyp«, zum Wandel des Georg Elser-Bildes, zu Hellmut G. Haasis: »Den Hitler jag ich in die Luft«                S. 11

Joachim John: »AG politischer Streik«, über Perspektiven zunehmender Verrechtlichung, zu Veit Wilhelmy: »Kommt der politische Streik? – Weitere Materialien zu einem Tabu«, Band 2    S. 16

 

Bildnachweis: Barbara Klemm ist als Chronistin deutscher Zeitgeschichte ebenso berühmt wie für ihre Reisedokumentationen. Dabei kann sie Geschichten mit einem einzigen Bild erzählen – in einer Intensität und Dichte wie kaum jemand sonst. Ihr besonderes Interesse gilt seit Langem dem Ort der größten Alltäglichkeit: der Straße. Ob zwischen den Hochhäusern von New York oder auf einer Piste der inneren Mongolei, ob an einer Busstation in Johannesburg oder zwischen Hütten in den Anden – überall spürt Barbara Klemm der ›condition humaine‹ nach. Hier ist die Straße der Ort, wo gearbeitet, gegessen und gefeiert wird. Aus Anlass der Verleihung des Max-Beckmann-Preises der Stadt Frankfurt/Main im Februar diesen Jahres dokumentieren wir in dieser Ausgabe des express Photos aus dem Band »Straßen Bilder«. Vielen herzlichen Dank an Barbara Klemm sowie dem Nimbus-Verlag aus der Schweiz für die Abdruckgenehmigung. Die Photos sind jeweils mit den Bildunterschriften aus der Buchausgabe aufgenommen: Barbara Klemm »Straßen Bilder«, mit Texten von Barbara Catoir und Hans Magnus Enzensberger, 2. Auflage, Wädenswil 2009, ca. 250 Seiten, 25 x 31 cm, Leinen mit Schutzumschlag, 54 Euro, ISBN 978-3-907142-48-6

 

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

Bombenstimmung herrscht, wenn‘s vor lauter Heulen und Zähneklappern allen die Sprache verschlägt. Bombenstimmung also, wo man hinguckt und -hört. Für die Tarifabschlüsse unserer Geleitzug-Lokomotiven IGM und ver.di-ÖD gab‘s zwar Lob von höchster Stelle, doch fand sich vielleicht gerade deshalb niemand, der das auch noch kommentieren wollte. Resignatives Abwinken und Abwarten von allen Seiten. Doch halt: Auch im spätrömischen Reich der Dekadenz, das bekanntlich weniger an den üppigen Alimenten seines Plebs, vielmehr an den nicht mehr finanzierbaren Militärausgaben und satten Salären seiner politökonomischen Statthalter zugrunde ging, findet sich das ein oder andere gallische Dorf. Stimmen aus diesen Dörfern, Bombentypen und aufsässige Hintersassen kommen hier zu Wort, weitere Kommentare zu den Abschlüssen liegen in der potentiell explosiven »Pipe« für die nächste Ausgabe. Was sonst noch zu sagen wäre, haben die KollegInnen von der Stuttgarter »Alternative« in ihrer jüngsten Betriebszeitung auf den Punkt gebracht. Ihnen hat es trotz Heulen und Zähneklappern die Sprache nicht verschlagen:

»Es wär zum Lachen, wenn es nicht zum Heulen wäre: Der Daimler-Vorstand muss 183 Millionen Dollar zahlen, damit ihm in den USA nicht der Prozess wegen Korruption gemacht wird. (…) Besonders pervers ist: im Ausland eingesetzte Bestechungsgelder konnten vom Konzern bis vor wenigen Jahren von der Steuer ab-gesetzt werden. Weil diese Praktiken ganz oben bekannt und gebilligt waren, sind dafür seit ca. zehn Jahren sogar Rückstellungen (mehrere hundert Millionen Euro) gebildet worden – für mögliche Anwaltskosten und Strafzahlungen! ›Mafiös‹ werden solche Praktiken gern genannt, wenn deutsche ›Saubermänner‹ im Maßanzug von Sizilien oder Griechenland reden … wie nennt man das, wenn nicht von Palermo oder Athen, sondern von Untertürkheim die Rede ist?« Und weiter:

»Schon mit der Abwrackprämie hatte ich große Probleme. Funktionierende gute Autos in die Schrottpresse zu fahren, hat mir wehgetan. Dass aber – wie in metall vom März 2010 nachzulesen – der 1. Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, einen Brief an Frau Merkel schreibt und sie auffordert, zusätzliche Milliarden für den fliegenden Militärtransporter A 400M locker zu machen, schlägt dem Fass den Boden aus. Zählt für Kollege Huber nur noch die Zahl der Arbeitsplätze? … Unter dieser Prämisse kann man ja für jeden Scheiß (Rüstungsgüter, Kernkraftwerke, Stuttgart 21 …) eintreten. Hauptsache Arbeit. Und wenn, wie wir natürlich hoffen, alles gut geht, werden die für viel Geld gekauften A 400M unbenutzt wieder abgewrackt. Nochmals Kosten. Aber vor allem Arbeitsplätze. Einfach toll.«

 

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