Inhalt express 9/2015

Gewerkschaften Inland

  • Ingrid Kurz-Scherf: »Es geht ums Prinzip« – Zur Arbeitszeitpolitik der Gewerkschaften          S. 1
  • StS: »Was bringt der IGM-Gewerkschaftstag?«     S. 2
  • Reiner Zufall: »Einzelhandelserscheinungen« – eine Polemik        S. 4
  • Anton Kobel: »ver.di Handel: Wie Weiter?« – Politische und personelle Weichenstellungen auf dem Bundeskongress?         S. 5
  • Michael Schlecht: »Die Folgen des deutschen Imperialismus« – Zur Debatte um den Euro      S. 6
  • »Hauptanliegen: Welt verbessern!« Harald Weinberg, Pia Zimmermann und Carsten Becker zur Konferenz UmCare     S. 7
  • Thomas Böhm: »Noch schneller Richtung Markt« – Zum Krankenhausstrukturgesetz        S. 9
  • Grundrechtekomitee: »Rente für Gefangene?« – Erster Erfolg bei Justizministerkonferenz    S. 10
  • »Nachhaltige Flüchtlingspolitik« – Erklärung des Beirats der IG Metall     S. 12
  • »Willkommensstrukturen« – Erklärung des Bundesmigrationsausschusses von ver.di       S. 13

Betriebsspiegel

  • H. Müller: »Kasse machen« – Ein Erfahrungsbericht aus dem Kaufland         S. 4
  • KH/RG: »Luftproleten abgeschossen« – »Einstweiliges« Streikverbot gegen die Pilotenvereinigung Cockpit     S. 8

Internationales

Rezension

  • Michael Fütterer: »Nichtnormale Normalität?« Hürtgen und Vosswinkel zu »Anspruchslogiken der Arbeitnehmermitte«      S. 16

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

es gibt ja so manche kritische Theorie über den Kapitalismus, sein Funktionieren, seine Krisen und die Möglichkeiten seiner Entsorgung. In manchen, besonders esoterisch zugeschnittenen Ausgaben kommen gar keine Menschen vor. Nur Systeme, automatische Subjekte und dergleichen. Das ist für Neulinge auf diesem Gebiet oft nicht leicht einzusehen, wenn sie dies mit dem empirischen Faktum konfrontieren, dass auch rund eine Milliarde ChinesInnen den ganzen Tag nichts anderes mehr machen als Kapitalismus.

Man müht sich also sehr, die »Gesellschaft«, ihre »Ökonomie« und ihre »Herrschaftsverhältnisse« zu verstehen, und dann weiß man am Ende doch nicht, wer für all den offensichtlichen Unfug verantwortlich ist. Beziehungsweise es wird sogar gelehrt, niemand sei verantwortlich, weil hinter allem nämlich – ganz ähnlich wie der »Markt« oder der »Sachzwang« auf der politisch gegenüberstehenden Seite – der Wert steckt, der sei nicht so richtig dingfest zu machen und man könne ihn daher auch nicht aufs Schafott führen. Auch die, die uns als hohe Herrschaften erscheinen, seien also in Wahrheit der Knute des Wertes unterworfen. Erschallt dann trotzdem das revolutionäre »ça ira« in den Gassen, landen mal wieder die Falschen an der Laterne.

Nun wollen wir uns aber auch vor Herausforderungen nicht drücken, sondern lieber mutig fragen: Ja, stimmt das denn, was man uns lehrt? Ja und nein. Das sagt uns die von allen besagten Seiten so gerne gelesene Zeitung. Weil nämlich: Die Private-Equity-Investoren, von unaufgeklärten Verantwortlichmachern despektierlich als »Heuschrecken« tituliert, haben es tatsächlich sehr schwer, ihrer Pflicht zur Verwertung des Werts nachzukommen. Die Bürde ist groß, ganze 1,2 Billionen Dollar schwer – so viel vom Wert und so viel Verantwortung haben sie. Doch die Kredite, mit denen sie Autozulieferer, Bäckereiketten und Jutebeutelnähereien aufzukaufen pflegen, sind gerade billig, sehr billig. Die Folge: Die Nachfrage nach Anlageobjekten steigt, die Preise gehen hoch, die Renditen runter. Und deshalb geht das auch gar nicht anders, sagt uns die Zeitung, dass sie künftig stärker »in die Unternehmen eingreifen« – und ›nolens volens‹ Kosten senken. Dann sind sie wieder sehr, sehr unbeliebt und müssen sich mit lästigen Leuten abgeben, die zwar keine Lieder mit Laterne singen, aber z.B. einen gerechten Lohn für ein gerechtes Tagwerk fordern. Und nicht nur im express werden sich Vertreter der Journaille finden, die diesem Genörgel irgendwie irgendwas Positives abgewinnen können. So sieht’s aus, auch in dieser Ausgabe, die wieder voller Verve versucht, Verhältnisse und Verantwortung zusammenzudenken.

2015-09_Yi-Xi_Tragoedie-aus-Profit-und-Korruption

2015-09_Kurz-Scherf_Es-geht-ums-Prinzip

Druckausgabe express 09/2015