Inhalt express 7/2011

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Stephan Krull: »Zeit, was zu drehen?«, Konferenz mit Kontroversen und Initiativen zur Arbeitszeitverkürzung S. 1

»Mantel verteidigt – Reallohn verloren«, Gespräch mit Rainer Butenschön zur Tarifauseinandersetzung in der Druckindustrie und bei den Zeitungsverlagen S. 2

WSI-Mitteilungen: »Länger alt arm«, jeder zweite geht mit Abschlägen in Rente S. 4

»Leben in der Lücke«, IG BAU warnt vor Schönfärberei beim Rentenalter S. 6

»Büchse auf…«, »Kölner Erwerbslose in Aktion« zum Whistleblower-Urteil S. 8

Christoph Lieber: »Marx zurückdenken«, gegen die Apartheit im Denken – ein Kongressbericht S. 9

Thomas Gehrig: »Owens gemeinschaftliche Produktion«, zur kommunistisches Rückeroberung der Commons-Debatte, Teil V S. 10

Betriebsspiegel

Marcus Singer: »Kapitalismus im Kiez«, Gespräch mit Fabian Kunow über Probleme einer BR-Gründung im Festsaal Kreuzberg S. 5

Ralf Willinger: »Deutschland dienen«, Kinder im Visier – GEW und Terre des Hommes zur Bundeswehrwerbung an Schulen S. 6

Marianne Demmer: »Erziehungsgrundsatz: Gewaltfreiheit«, über Schulen als Rekrutierungsfeld S. 7

Internationales

»Keine DienerInnen mehr…«, ILO verabschiedet Arbeitsnorm für Hausangestellte S. 7

Karin Zennig: »Gestohlene Revolution?«, über Bewegung von unten gegen die Restauration des Regimes in Ägypten S. 12

»Fluchtwege öffnen, Flüchtlinge aufnehmen!«, Appell: »Voices from Choucha« S. 12

»Recht auf Widerstand?«, nicht nur ein chinesisches Problem: Kontroversen über ein Streikrecht in China S. 13

Kirsten Huckenbeck: »Majestätsbeleidigung«, vor und nach den Wahlen: Protest- und Solidaritätskampagne für thailändischen Menschenrechtsaktivisten notwendig S. 15

Rezension

Edgar Weick: »Mehr als eine Marginalie«, zu Christoph Jünke »Linkssozialismus in Deutschland – Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus?« S. 4

Moritz Herbst: »Kleine(re) Fische«, Schiffbau in Krisenzeiten S. 8

Gaston Kirsche: »Konfliktmineralien im Kongo«, ein Film über Abgründe der Handy-Produktion S. 10

Marcus Schwarzbach: »Aktiv werden gegen Stress«, Handbuch »Gesundheit & Beteiligung« zeigt Ansatzpunkte und Wege S. 16

Bildnachweise:
Die Bilder dieser Ausgabe sind dem Comic: David B./C.Blain, Der Hop-Frog Aufstand, Verlag Thomas Tilsner, 2000, ISBN 3-933773-44-X entnommen.

Editorial

Liebe LeserInnen,

»Der Himmel ist randvoll mit Geistern. Er wird platzen«, heißt es in dem auf eine Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe zurückgehenden Comic »Der Hop-Frog Aufstand«, der diese Ausgabe des express illustriert. In ihm verbinden sich »die Dinge« und erheben sich gegen »die Weißen«, um von ihnen »das Leben« zurückzufordern, das ihnen vorenthalten wird und sie so erst zu bloß nützlichen Gegenständen gemacht hat. Was dabei für die einen die Zerstörung der alten Ordnung, insbesondere der Verlust ihres Besitzes, ist für die anderen der lang ersehnte Anfang der neuen Welt. Die allerdings beginnt erst, wenn die Dinge einen Namen und ein Selbstbewusstsein erhalten – und wohin das führt, wird nicht verraten…

Man muss die Zeichen nicht in den Himmel legen, um Gespenstern bei der Arbeit zusehen zu können. Dazu allerdings braucht man eine andere als eine soziologische Brille, wie Christoph Lieber in seinem Kongressbericht zu »Re-Thinking Marx« schreibt. Dass die Fetischanalyse ein wesentliches Element der Kritik dieser Gesellschaft ist, etwa um zu begreifen, warum »Monsieur le Capital und Madame la Terre als soziale Charaktere und zugleich unmittelbar als bloße Dinge Spuk treiben«, das wird auch in der Rede von »Konfliktmaterialien« im Kongo in der Rezension von Gaston Kirsche über die Produktionsbedingungen von Handys deutlich. Oder in der Umrechnung von Zeitquanten in Lebensqualitäten in dem Beitrag von Stephan Krull über einen erneuten Versuch, der Arbeitszeitdiskussion Leben einzuhauchen. Manchmal nimmt der Widerstand gegen die »Personifizierung der Sachen und die Versachlichung der Produktionsverhältnisse« allerdings auch selbst religiöse Formen an. Ob der Ausweg in den Himmel gesucht wird oder irdische Formen der selbstbewussten Kooperation wenigstens denkbar sind, dazu mehr in den Beiträgen von Karin Zennig über die »gestohlene Revolution« in Ägypten, die »gemeine Wirtschaft« als Gemeinwirtschaft in den Beiträgen von Edgar Weick über »Linkssozialismus« und Thomas Gehrig über die Geschichte der »Commons« (Teil V).

Dass die »wirklichen Produktionsagenten sich in den entfremdeten und irrationellen Formen zu Hause fühlen« (Marx), muss nicht sein, wie z.B. die Reaktionen auf »Kapitalismus im Kreuzberger Kiez« zeigen. Ob es erst einen Begriff für die Verhältnisse und einen (Rechts-)Titel braucht, um Widerstand leisten zu können, darüber mehr in der Kontroverse über ein Streikrecht in China.

Die Dinge beim Namen zu nennen, führt manchmal allerdings auch geradewegs in den Knast – deshalb bitten wir um Solidarität für den thailändischen Majestätsbeleidiger Somyot Pruksakasemsuk.

express 7/2011