Inhalt express 8/2008

Gewerkschaften Inland

Anton Kobel: »Mit letzter Kraft«, Tarifverträge im Einzelhandel durchgesetzt         S. 2

Frank Uwe Betz: »Notstand der Demokratie«, … aber keiner hat was dagegen? – ein Kommentar zur ganz inneren Sicherheit            S. 8

Peter Nowak: »Mehr als Bilder«, Bericht über einen »Ratschlag« mit vielen Visionen        S. 10

 

Betriebsspiegel

Anton Kobel: »›Lebe, wie Du willst‹«, kommt Ikea mit Kündigung einer Betriebsratsvorsitzenden durch?     S. 1

»Unmögliches Möbelhaus«, interessierte Kundennachfrage an IKEA        S. 3

»IKEA ruft zur Kritik auf«, Antwortschreiben von IKEA zur express-Nachfrage       S. 4

»Neckermann 2010«: Olympischer Staffellauf gegen Tarifflucht und Arbeitsplatzabbau bei Neckermann      S. 4

»Der Tsunami kommt bei blauem Himmel«, Umbrüche der Zeitungsproduktion – das Beispiel Frankfurter Rundschau, Teil II            S. 6

Herbert Steinfort: »Qualität und Vielfalt sichern«, Initiative macht sich für ›Heimatblätter‹ an der Ostseeküste stark S. 6

»Qualität vs. Quantität?«, zur Tarifrunde der IG Metall      S. 8

 

Internationales

Radka Sokolová: »Heißer Frühling in Prag«, »Monat des Ungehorsams« – zu den Streiks in der Tschechischen Republik   S. 11

Dagongzhe-WanderarbeiterInnenzentrum: »Breaking or Taking the Law?«, Studie zur Umsetzung des Arbeitsvertragsgesetzes in China erschienen          S. 12

Chris Chan & Pun Ngai: »The Making of…«, über Kollektivaktionen von WanderarbeiterInnen in Südchina, Teil I      S. 14

K.H.: »Geistlose Körper?«, Lesereise mit Pun Ngai und Leseempfehlung S. 15

 

Rezension:

Ingo Singe: »Auf der Suche: Wege aus der Krise der Gewerkschaften«, über Brinkmann / Choi / Detje / Dörre et. al.: »Strategic unionism: aus der Krise zur Erneuerung?«          S. 4

Pit Wuhrer: »Die neuen Freiheiten«, über Ken Loachs neuen Film »It’s a Free World«       S. 16

 

Bildnachweis: Guy Delisle: Shenzhen, Reprodukt, Berlin 2006, ISBN 3-938511-07-9

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

„Lebe, wie Du willst“, so das Motto des gerade eben herausgekommenen IKEA-Katalogs 2008/2009, das wir hier gerne aufnehmen. Mit Anton Kobel meinen wir aber, dass es Unternehmen wie IKEA sind, die uns genau daran hindern: zu leben, wie wir wollen. Da helfen auch die vielen bunten kuscheligen Waren, die uns das unmögliche Möbelhaus zum Konsum anbietet, nichts. Schon gar nicht, wenn wir uns interessieren für das Schicksal der KollegInnen, die solche Waren herstellen – zum großen Teil in China. Über deren Arbeits- und Lebensbedingungen berichten uns in dieser Ausgabe Chris Chan und Pun Ngai sowie die KollegInnen des Dagongzhe Workers’ Centre, aber auch die Bilder dieser Ausgabe sind ein Beitrag zum Thema China: Sie stammen aus dem 2006 bei „Reprodukt“ erschienenen Comic „Shenzhen“ des Franko-Kanadiers Guy Delisle und erzählen (seine) Geschichte als Beauftragter der Produktion einer Zeichentrickserie im boomenden Süden Chinas.

All dies stand nicht im Zentrum des öffentlichen Interesses, das China während der Olympiade galt. Weil auch für die deutschen Unternehmen das olympische Motto: „Dabei sein ist alles“ gilt, hielt sich die Politik mit ihrer Kritik an den Zuständen in China zurück. Freilich, ein bisschen Kritik an Zensur hier, ein bisschen Kritik an frisierten Geburtsdaten von Turnerinnen da, ein bisschen Empörung über Polizeistaat, aber insgesamt war es dann doch das Fest des Sports und man hat es sich mit „den Chinesen“ nicht verscherzt. Die Geschäfte können weiter gehen. Und über Zensur und missbräuchlichen Umgang mit Daten in China dürfte sich hier – und überhaupt in der westlichen Welt – niemand wirklich aufregen, ohne vor der eigenen Haustür den für ein paar Euro im Netz käuflichen Datenmüll aufzukehren. Wie weit der Ausbau der Inneren Sicherheit und damit einhergehend der Abbau von Bürgerechten hier schon ist, diskutiert Frank-Uwe Betz in dieser Ausgabe. Und wie es um die kritische Öffentlichkeit in Gestalt der Presse hier bestellt ist, zeigen nicht nur die Kollegen von der FR in der Fortsetzung des Interviews vom letzten Mal, sondern auch Herbert Steinfort für die Regionalzeitungen von Lübeck bis Rostock.

Lebe, wie Du willst? Bis dahin ist es also noch ein langer Weg, der eine Debatte darüber, wie wir (zusammen) leben und arbeiten wollen, dringend auf die Tagesordnung setzt. Ein großer Teil der Menschen in der Tschechischen Republik weiß zumindest, wie man nicht krank werden möchte – nämlich in einem privatisierten Gesundheitswesen, so berichtet uns Radka Sokolová. Nachdem sie sich die Warenförmigkeit der Verhältnisse nach 1989 sanft erkämpft haben, geht den Tschechen die Warenförmigkeit ihrer eigenen Gesundheit nun doch zu weit. Über die Ware Arbeitskraft und den Kampf um ihren Wert z.B. in der Metallbranche und im Einzelhandel berichten wir Euch auch in dieser Ausgabe – nicht ohne jeweils die Frage nicht nur nach dem „wie hoch?“, sondern nach dem „warum überhaupt?“ zu stellen. Lebe, wie Du willst!

 

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