Inhalt express 7-8/2009

Gewerkschaften Inland

Christian Frings: »Geschichte wird gemacht – aber wie?«, »Aufstand der Armen« – neu gelesen                          S. 1

»Weniger Fläche, mehr Streik?«, WSI-Halbjahresbilanz 2009 zu Arbeitskämpfen zeigt neue Trends      S. 4

Werner Sauerborn: »Neustart Arbeitszeit«, ein Versuch, die Arbeitszeitfrage aus der Wettbewerbslogik zu befreien                S. 4

»Auch nach den Wahlen: nicht zahlen«, Aufruf zum bundesweiten Aktionstag am 17. September        S. 6

Mag Wompel: »Weit – und doch zu kurz gesprungen«, zum Versuch, die Arbeitszeitdebatte »neu zu starten«                S. 6

Wilfried Schwetz: »Welcher Wille, wessen Wohl?«, Dombrowskis Furor fortgesponnen – über Illusionen der Parität und Alternativen zur GKV           S. 8

»Problemerzeugende Produktionsverhältnisse«, Positionspapier der Attac-AG »Genug für alle« zur Krise       S. 13

Betriebsspiegel

Rolf Geffken: »Die Dialektik von Recht und Politik«, über erste rechtspolitische Erfolge der Emmely-Kampagne                S. 7

»Gefährliche Pflege«, Ergebnisse einer Befragung von Beschäftigten beim Krankenhauskonzern Vivantes      S. 10

Moritz Naujack: »Konkurrenz als Dauertherapie?«, bei »Gefahr der Nestbeschmutzung«: Überlastungen anzeigen!                S. 11

A-info: »Arbeitsmarkt in der Krise«        S. 11

»Enervierende Arbeitsverhältnisse«, Streik und Angriffsaussperrung in privater psychiatrischer Klinik   S. 12

Internationales

Rainer Thomann: »Una bella Compagnia«, der Sieg der Arbeiter bei INNSE Mailand      S. 2

Rezension

Helmut Weiss: »Antizipierte Dauerprobleme…«, über die neue Studie von Andrea Gabler zu: »Socialisme ou Barbarie«            S. 15

Photos dieser Ausgabe: Vielen herzlichen Dank an Rainer Thomann für die Photos von den Auseinandersetzungen bei INNSE in Mailand.

Editorial

»Geschichte wird gemacht«, wenn man das als in den 80er Jahren sozialisierter Mensch hört, singt man intuitiv weiter: »Es geht voran«! Und fragt, wie die Älteren schon beim ersten Satz: Aber wie?

Dass man bei der Antwort nicht – oder vielleicht erst ziemlich spät – an die anstehenden Wahlen denken muss, zeigt die Geschichte theoretisch selbst. Man muss es nur wissen, und dazu muss man sie befragen. Das passiert in dieser Ausgabe nicht zufällig vor dem Hintergrund der Krise und der recht freihändigen Praxis, in der die Verschreibung von Rezepten und Therapien erfolgt. Denn alle tun sich schwer mit der Frage, wer denn die vielen guten Rezepte anwenden und die Therapien auf sich nehmen soll. Auch das erinnert an Seminare der 80er Jahre und an die damalige Frage: Ja, wo bleiben sie denn? Die revolutionären Subjekte nämlich. Diese Frage stellt sich z.B. für die Frage der Umsetzung einer »an sich« wünschenswerten Arbeits-zeitverkürzung, wie sie W. Sauerborn und M. Wompel »für sich«, also kontrovers diskutieren, genauso wie für die Vorschläge der Attac-AGen »Solidarische Ökonomie« und »Genug für alle«, die auf Belegschaftsübernahmen, Produktions- oder wenigstens Produktkonversion und ein bedingungsloses Grundeinkommen setzen – gewissermaßen als Hebel für eine ganz andere Form der Vergesellschaftung – und die wir hier in Auszügen vorstellen.

Offensichtlich muss man anders fragen, um andere Antworten zu erhalten. Das tut Ch. Frings mit und anhand der 30 Jahre alten Veröffentlichung »Aufstand der Armen« von Piven / Cloward. Hier zeigt sich, dass Organisationsfragen zwar notwendig prioritär erscheinen, aber nicht das Motiv der Bewegung oder gar der Zündschlüssel für den sog. Motor der Geschichte sind. Oder R. Thomann anhand der militanten Auseinandersetzung bei INNSE, wo die Belegschaft zumindest ihre Geschichte selbst gestaltet hat, indem sie zum Schluss auf einen Kran stieg. Oder der BR der Vivantes-Klinken, der eine große Erhebung mit und unter den Beschäftigten organisiert und gefragt hat, was denn die Beschäftigten selbst beschäftigt, wenn sie über die gesellschaftliche Bedeutung von Pflege, die Versorgung von Patienten und die eigenen Vorstellungen von »guter Arbeit«, nachdenken. Wenn die große Kraft dieser Bewegungen eher im »Nein«, in der Unterbrechung des Betriebsablaufs, der »disruptive Power« als in verordneten Organisationsfragen zu liegen scheint, dann sind all diese Fragen sowohl unabhängig von der nächsten Wahl als auch davon, ob die Krise nun schon wieder vorbei sei oder doch erst noch richtig zuschlage.

Keine Wahlempfehlung, aber so viel historische Erinnerung sei erlaubt: Zu Zeiten der letzten großen Koalition Ende der 60er Jahre entstand die APO – doch Geschichte wird bekanntlich gemacht…

 

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