Inhalt express 5-6/2010

Gewerkschaften Inland

Ingo Schmidt: »Zurück ins Zentrum«, über die Grenzen neoliberaler Krisenpolitik und falsche Sündenböcke   S. 1

Stephan Krull: »Die Autogesellschaft ist die Krise«, ohne Umbau kein Ausweg! – ein Plädoyer                S. 2

»Niedriglöhne werden zementiert«, Gewerkschaftslinke verurteilen Tarifvertrag zu Leiharbeit             S. 4

Gerd Dielmann: »Welches Niveau bitte?«, zur Erprobung des Deutschen Qualifikationsrahmens           S. 5

Siggi Frieß & Peter Birke: »Umwege ins Paradies?«, fünf Thesen für eine Erneuerung der Arbeitszeit-Debatte                S. 7

Andreas Bieler/Ingemar Lindberg/Werner Sauerborn: »Universelle Besonderungen«, über die Rolle der Gewerkschaften in der neuen globalen Ökonomie        S. 13

»Rückblick auf verborgenes Terrain«, Diskussion über die DDR und 20 Jahre 1989, Teil I              S. 16

Betriebsspiegel

»Auto und Mobilität in der Krise«, Konferenz zur Transformation gesellschaftlicher Verkehrsverhältnisse        S. 5

»Müssen wir in die Fußstapfen unserer Eltern treten?!«, blutige Auseinandersetzungen in chinesischem Vorzeigewerk von Honda           S. 12

Internationales

Mark Brenner: »Schlanke Lager«, über Leanproduction im Einzelhandel der USA           S. 8

»Migrationsmonopoly«, Arbeitsmärkte in Bewegung   S. 12

»Nicht nur die Bahn für alle«, europäisches BahngewerkschafterInnentreffen und Demonstration in Lille        S. 14

Veranstaltungsankündigung

»Krise im Handel – Handeln in der Krise«, Erfahrungen, neue Ansätze und Wege          S. 20

Bildnachweise: Mark Michaelson/Steven Kasher (Hg.): Least wanted – a century of american mugshots, Göttingen 2006, ISBN 3-86521-291-3

 

Editorial

Werte Leserinnen & Leser,

Deprendi miserum est: Geschnappt zu werden ist ein Unglück (Horaz). Rechtzeitig machen sich Koch, Köhler & Konsorten also in der Krise vom Acker. Man könnte an Ratten, Kapitäne und sinkende Schiffe – und an eine Staatskrise, die der ökonomischen folgt, denken. Doch schon Hegel wusste, dass der Verbrecher der »erste Mensch« in der von Rechtspersonen bevölkerten bürgerlichen Gesellschaft ist – wegen seines etwas angespannten Verhältnisses zur Allgemeinheit. Bei Köhler scheint allerdings weniger die Bildung zum Menschen, sondern eher ein spieltheoretisch angeleitetes Minimax-Kalkül den Ausschlag gegeben zu haben. Der gelernte BWLer nimmt das Programm der Rente mit 67 ernst und bekommt lebenslänglich – nämlich volle Bezüge. Andere Menschen sind ebenfalls von ›Lebenslänglich‹ betroffen, erreichen aber das 67. Lebensjahr vermutlich so oder so nicht. »Least Wanted«, so der Titel des Photobandes von Mark Michaelson, für den er ›Verbrecherphotos‹ aus den Jahren 1880 – 1970 zusammengestellt hat, bringt es auf den Punkt: Die sozialen Verhältnisse sind den Zwangs-Porträtierten in die Gesichter eingeschrieben. Zu betonen ist, dass eine erkennungsdienstliche Behandlung die behandelten Menschen noch lange nicht zu Verbrechern macht!

Wissen kann man aber, dass hinter jedem großen Vermögen ein Verbrechen steckt (Balzac).

Doch den Golf von Mexiko zu verölen, scheint keines zu sein, wohl aber – und das gilt jetzt sogar vertraglich –, sich der Arbeitsvernutzung durch Suizid zu entziehen: Beim taiwanesischen Elektronikhersteller Foxconn sollen Mitarbeiter künftig schriftlich zusichern, sich nicht durch Selbsttötung aus dem Staub zu machen. Stattdessen mögen sie bitte »das Leben schätzen und selbstbewusst bleiben«, meint Foxconn.

Egal welche (politischen) Abgänge die nächsten sein werden, die Lenas, Löws und von der Leyen-Darstellerinnen harren ante portas! Ob das zu einer argentinischen Renaissance in Südafrika oder zum Untergang in und mit Berlin führt, wissen wir nicht.

Die Redaktion legt sich jedenfalls schon jetzt fest: Kein Sommermärchen, ob mit oder ohne Titel – denn Eigentum ist und bleibt Diebstahl!

Übertreibung:

In der letzten Ausgabe des express hatten wir im Vorspann zu Gaston Kirsches Beitrag über die Auswirkungen der Krise in den Häfen berichtet, dass sich ein »Großteil« der Hafenarbeiterschaft in »Wir sind der GHB« zusammengeschlossen habe. Dies ist nicht der Fall. Wir waren so beeindruckt von den Umtrieben, die das Komitee in Bremen und Bremerhaven in Gang gesetzt hatte, dass uns mehr als die tatsächlich zehn KollegInnen dahinter zu stecken schienen.

 

express 5/6 2010