Inhalt express 11/2011

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Anne Allex: »Was den Unterschied macht«, »Schwamm drüber?« oder: »die andere Sozialisation« in der DDR und was aus ihr wurde          S. 7

WSI: »Kein Grund zum Gratulieren«, zehn Jahre »Riester-Rente«         S. 8

Thomas Gehrig: »Die leidenschaftliche Ordnung«, über Gemeingüter im wissenschaftlichen System des Charles Fourier, Folge VI der Commons-Debatte             S. 12

Betriebsspiegel

»Exemplarischer Ausstand«, Kampf gegen Outsourcing, Leiharbeit und Gewerkschaftskannibalismus bei der Charité in Berlin               S. 11

Internationales

Kimi Lee: »Verlinkung«, Generalstreik und Occupy Oakland      S. 1

Jane Slaughter: »Knoten in der Kette«, über Einzelhandel, Logistik-Outsourcing und Leiharbeit in den USA      S. 2

»Weil 1% uns stört«, Occupy-Bewegung beschließt Hafenblockade      S. 3

Iside Gjergji: »›Grüne‹ Sklaverei«, Photovoltaik statt Feldarbeit – MigrantInnen in der »Green Economy« Apuliens                S. 4

»No Border lasts forever II«, Eindrücke von der 2. Konferenz der antirassistischen Bewegung S. 4

»Boats4people«, Solidaritätsprojekt plant Vernetzung über das Mittelmeer    S. 5

»Kriminelle Energie«, klare Warnungen an Gewerkschaftsaktivisten in Kambodscha    S. 10

»Emmely ist überall!«, Interview mit Anne-Marie Costa              S. 16

Rezension

Wolfgang Völker: »Der schwierige Sozialismus«, was die »Parteien der Arbeit« nicht hören woll(t)en, über »André Gorz oder der schwierige Sozialismus. Eine Einführung in Leben und Werk«     S. 5

Dieter Wegner: »Revolution, auch im Regal«, zur Neuauflage eines Klassikers, über Richard Müller: »Eine Geschichte der Novemberrevolution«         S. 6

Frank-Uwe Betz: »Der Waldkircher Hitler«, Musik, Militär und Massenmord, eine Täter-Biografie         S. 14

Bildnachweis:
Die grandiosen Photos dieser Ausgabe sind uns dankenswerterweise von Benjamin Hiller zur Verfügung gestellt worden. In der Bilderserie »The Iron Foundry Torgelow« zeigt Hiller die Herstellung von Grund-Komponenten für Windkraftanlagen zur Erzeugung ›sauberer‹ Elektrizität. In der Eisengießerei Torgelow, im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns, sind damit über 600 Menschen beschäftigt. Benjamin Hiller arbeitet als freiberuflicher Photojournalist. Er beteiligt sich u.a. in der kommenden Woche als Photograf und Journalist an einer Delegationsreise in die Türkei, um die vermuteten Kriegsverbrechen in Cukurca im Oktober diesen Jahres aufzuklären. Für die politische und journalistische Arbeit ist Hiller auf finanzielle und/oder organisatorische Unterstützung angewiesen. Kontaktdaten und ein Überblick über sein photographisches Schaffen finden sich unter: http://benjaminhiller.photoshelter.com/. Wir bedanken uns bei Benjamin Hiller für die großzügige und unkomplizierte Zusammenarbeit.

 

Editorial

Werte LeserInnen,

Wir wissen nicht, ob Gerhard Polt den express liest, abonniert hat er ihn nicht. Aber als Bruder im Geiste hat er sich jetzt in einem SZ-Interview erwiesen, wo er das »Schildkröteln« als Widerstandsform gegen die »unglaubliche Erregtheit, den Ratingstress« und das »totale Evaluieren« propagiert. Und gegen die ebenso aufgeregte wie beschränkte Konzentration der Politstrategen auf die »Finanzmärkte«, den Euro etc. erinnert er daran, dass es immer Leute geben wird, »die wissen, wie man einen guten Wein oder ein leckeres Schnitzel macht«…

Das nehmen wir gerne auf und übersetzen es locker mit links in ein Plädoyer für Selbstbestimmung, vernünftige Produkte und Produktionsbedingungen. Das wiederum schließt hektische Geschäftigkeit, Konkurrenz und Wettbewerb aus. Allemal gilt das für Fragen alternativer Gesellschaftsentwürfe, denen Thomas Gehrig in Teil VI seiner Commons-Rückeroberung am Beispiel des »wissenschaftlichen Sozialismus« Charles Fouriers nachgeht. Es gilt aber auch für die Organizing-Ansätze der Gewerkschaften, deren Umtriebe im Kampf um Mitglieder an der Charité derzeit eher ›kannibalistische‹ Züge annehmen. Dass es auch anders geht, hat nicht nur unsere Tagung zur »Gewerkschaftserneuerung« in Elmstein gezeigt. Auch Jane Slaughters Bericht über strategische Verlangsamung an Knotenpunkten der Logistikkette zeigt, welch machtvolles Mittel gezieltes Schildkröteln sein kann…

Dass auch die Revolution eher Schnecken- oder eben Schildkrötentempo hat, ein entsprechend langwieriger Prozess und nicht mit dem Verscheuchen eines Diktators erledigt ist, müssen die Ägypter im Moment schmerzhaft erfahren. Über Panzer verfügen hier allerdings leider nur die Militärs, die sich nicht scheuen, sie auch gegen die Demonstranten einzusetzen. Keine Probleme mit ArbeiterInnen hat dagegen die Occupy-Bewegung in den USA – und sie weiß, wie auch ohne Panzer mit Polizeigewalt umzugehen ist, wie uns Kimi Lee berichtet. Um wiederum einen gepanzerten Castor zum Schildkröteln zu bringen, braucht es anscheinend nur ein paar engagierte Schotterer, weniger Schotter.

Letzteren aber brauchen wir, um weiterzubasteln am weltweiten Schildkröteln – und bitten daher mit dem beiliegenden Spendenbrief um die Unterstützung dieser Bewegung.

 

express 11/2011