express 1/2014
Gewerkschaften Inland
- »Die schwerste Arbeit liegt noch vor uns!« – ein Gespräch mit Jeffrey Raffo über Organizing in Deutschland
- »Niveaubestimmung« – In den Markt eingreifen, aber wie? Ein weiterer Beitrag zur tarifpolitischen Debatte im Gesundheitsbereich
- Günter Busch: »Die Leitwährung schützen«, zu den aktuellen tarifpolitischen Fragen im FB 3 von ver.di
Betriebsspiegel
- Peter Nowak: »Kundenbindung kritisch«, Auseinandersetzung im Berliner Einzelhandel: ver.di und die Solidaritätsgruppen
Internationales
- Willi Hajek: »Zwangsdialoge«. Ein Blick auf französische Zustände
- Bodo Zeuner: »›Entwicklungspartnerschaft‹ mit Unbekannten«, über internationale Solidarität zwischen China und Deutschland, Teil II
- Rolf Geffken: »Harmonie und Klassen-kampf« – Bericht über eine internationale Konferenz zur Transformation kollektiver Arbeitsbeziehungen in Beijing
- »Schlechter Deal« – Investitionen gegen Menschenrechte, ein Aufruf gegen die Freihandelszone TTIP
- Stefan Schoppengerd: »Alternative Schmiermittel«, die Besetzer von VIO.ME in Thessaloniki suchen Vertriebswege
- Niels Kadritzke: »Kein Kommunikationsproblem«, über die tiefe Kluft zwischen regierungsamtlichem Optimismus und der Wahrnehmung der Wirklichkeit in der griechischen Bevölkerung
- Pantelis Boukalás: »Überschusslyrik«, ein Kommentar zu den Versprechungen griechischer Politiker
Rezension
- Stefan Schoppengerd: »Auf Wanderschaft« – Über die Bilder von Wolfgang Müller in dieser Ausgabe des express
- Peter Nowak: »Kapital & Scheiterhaufen«, über Silvia Federici: »Caliban und die Hexe – Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation«
Editorial
Geneigte Leserinnen und Leser,
das fängt ja gut an! 100 Jahre nach Beginn des ersten Weltkriegs ist bewiesen, dass die Geschichte voranschreitet und der Fortschritt unaufhaltsam ist: Die Geschichtswissenschaften entledigen sich der Fragen nach gesellschaftlichen Entwicklungen und Gründen und feiern stattdessen mit Christopher Clark die Schlafwandlerei oder mit dem vom Nationalhistoriker zum Experten für Militärstrategie mutierten Herfried Münkler gleich die Kategorie des Zufalls. Beides aparte Arten, die Geschichte sich selbst zu überlassen…Doch wie soll man sich das vorstellen? Tschuldigung, wir haben aus Versehen Kriegswaffen hergestellt? Pardon, uns ist eben eine traumhafte kleine Lohnkürzung passiert? Im Zuge einer unglücklichen Konstellation von Umständen haben sich gestern Nacht irgendwie die Sozialleistungen abgebaut? Keine Ahnung, wie es zu diesem Überfall gekommen ist?
Die neue Verteidigungsministerin weiß dagegen Zufall und Notwendigkeit – oder sollen wir sagen: Amt und Familie? Staatsmännisches und Privates? Überfall und Mitgefühl? – zu verbinden, und kümmert sich nun um mehr Nestwärme für Kindersoldaten, pardon, Soldatenkinder und – soll Arbeiterbewegte das freuen? – um bessere Arbeitsbedingungen beim Militär. Und weil es nun insgesamt wärmer in der Armee zugehen soll, wird die Bundeswehr nach Afrika geschickt. »Ach Mutti, Mutti, Mutti, was heißt Vaterland?« (Funny van Dannen) soll auf Platz 1 der Bundeswehrcharts stehen.
Mit Funny van Dannen könnten wir nun weiter fragen: »Was ist ein richtiger Deutscher, und warum bleiben Ausländer hier?« Dann müssten wir zur Kenntnis nehmen, dass DGBDA offenbar auch in dieser Frage schon eine gemeinsame Antwort gefunden haben. Das würde uns dann an die schöne Tradition des Burgfriedens erinnern und an das alte Märchen von den Guten, die ins Töpfchen, und den Schlechten, die nach Rumänchen kommen und wie DGBDA das gemeinsam ›organizen‹. Und dann müssten wir dazu auch noch etwas schreiben, aber das sparen wir uns für‘s nächste Mal.