express 3/2004

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Mag Wompel: »Vor/an/gegen die Wand!«, Maatwerk – zur Geschichte einer fast typischen
PSA   S. 1

Dieter Maier: »Verwerten und Vernichten«, über Arbeitsverwaltung und Judenverfolgung während der NS-Zeit     S. 2

WSI: »Mindestlohn statt Tarifautonomie?«         S. 4

Anne Allex: »Erste Nagelprobe«, Leiharbeit in PSAen    S. 5

Helga Spindler: »Kollateralschäden der Gesundheitsreform«, Existenzminimumsenkung in der Sozialhilfe, Teil I  S. 6

Betriebsspiegel

»Reger Gebrauch von IGM-Öffnungsklauseln«, DC-Betriebsräte gegen 40-Stunden-Woche   S. 6

Hans-Gerd Öfinger: »Bahn-Betriebsräte gegen Börsengang«     S. 8

»Widerstand gegen Gewerkschaftsführung«, Briefwechsel zwischen »bahn von unten« und Bahngewerkschaft   S. 9

Europa/Internationales

Ligia Giovanella: »Chile-Brasilien 0:1«, zum Gesundheitswesen in Lateinamerika, Teil II   S. 10

Marsha Niemeijer: »Besetzung gegen Schließung«, über den Aluminium-Multi Alcan       S. 11

Kirsten Huckenbeck: »Black Pearl segelt noch, jetzt aber bunt«, 25 Jahre Labor Notes   S. 12

Ginger S. Gentile: »Bajo control obrero«, Zanón in Argentinien  S. 13

Dan La Botz: »Vor Gott und Gesetzen gleich?«, über Bushs »guest worker proposal«    S. 15

Dokumentation

Archibald Kuhnke: »Ne me quitte pas (Jacques Brel)«, Nachruf zum Tod von Manfred Stöter  S. 8

Rezension

Carl Wilhelm Macke: »Unbeugsam und geduldig«, zur Autobiographie von Willi Hoss    S. 16

bildnachweise: S. 1, 2, 14/15: jeanloup sieff, 40 jahre fotografie, köln 1990, ISBN 3-8228-8408-1 – S. 5, 10, 16: andreas gefeller, soma, ostfildern 2002, ISBN 3-7757-1253-4 – S. 6/7, 12/13: sayag/lionel-marie, brassai, wien 2003, ISBN 3-85498-259-3

Editorial

Das ist doch mal was: Erst hat’s attac versucht, dann waren es die lokalen Sozialbündnisse und Anti-Hartz-Initiativen. Deren Mitglieder wechselten dann zu den Sozialforen oder betätigten sich auch in beidem, und jetzt das: So viel fest entschlossene Initiative gab’s noch nie, aus den Alternativen endlich eine zu machen: die »Wahlalternative«.

Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten: »Die Politik zittert«, »Genossen werden nervös«, »Zustimmung für Linksabweichler wächst« – die Hurra-Rufe auf der mailing-Liste der »Wahlalternativen« mehren sich quasi stündlich. Aber was ist das: »26 Prozent der Deutschen würden eine neue Linkspartei »vielleicht« wählen«? Vielleicht wäre ein Viertel der Deutschen für etwas vielleicht Linkes? Vielleicht aber auch nicht? Na, ein derart bestimmtes Vakuum muss doch programmatisch füllbar sein, oder? Rein in die Repräsentanz-Lücke, damit die APO auch eine richtige Richtung kriegt.

Und wie sieht es aus um das Wissen & Wollen der künftigen WählerInnen, das Bewusstsein der Notwendigkeit für die »ernst zu nehmende Alternative«, das Potenzial für die neuen, diesmal wahren Dezimal-Spezial-demokraten? Was will die zukünftige Basis? »Arbeit und soziale Gerechtigkeit«? »Reichtum anders verteilen«? Irgendwie schon, d.h. aber auch das: »Das Wesentliche an unserer Idee ist, dass wir uns inhaltlich nicht positionieren wollen«, so der Vorsitzende des Kölner Bürger Bündnisses, das aus mehreren Ex-Ge-nossen besteht, darunter die korrupte Garde der Kölner SPD. Weil’s ohne Programm aber doch nicht geht, haben sich die Genossen Bürger-Genossen das Folgende vorgesetzt: »Schulleasing«, »mehr Polizei und Ordnungskräfte«, »drastische Subventionskürzung«… Wie war das noch mit dem vielbemühten Distinktionsgewinn? Oder ist das am End’ gar eine Devise aus Überzeugung: Again & Again?

Eine schöne Gesellschaft, in der dann auch schon mal betont werden muss, dass man nicht mit einer neuen Schill-Partei verwechselt werden wolle. Da man sich die Gesellschaft bekanntlich nicht aussuchen kann, in der man lebt, halten wir’s lieber mit dem guten alten Motto: Misfits – nicht gesellschaftsfähig. Bei denen, die dazu gehören, haben wir uns dann auch am 3. April wiedergefunden, als es hieß: Zähltag für die APO. Good Luck für die bessere Gesellschaft.