express 8/2005

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Martin Hantke: »(Ver)fassungslos in Europa«, zur EU-Verfassung und Grundrechtecharta      S. 4

Hugo Claus: »Tarifeinigung ist noch kein Abschluss«, zur Tarifsituation im Öffentlichen Dienst   S. 5

ver.di: »Nenn‘ es nicht ›Outsourcing‹«, zur »Bildungskonsolidierung« bei ver.di  S. 6

Hagen Kopp: »Spannende Suchprozesse rund um Prekarisierung«, mehr als eine Replik auf Dirk Hauers Artikel im letzten express S. 16

 

Linkes Wahlbündnis

»Mehr als Nebenwidersprüche«, offener Brief Hamburger Initiativen an die Linkspartei.PDS und WASG             S. 11

»Verdrängte Parlamentarismuskritik«, wie man auch anders über die neue Linkspartei reden kann…        S. 13

 

Betriebsspiegel

Willi Kaufmann: »Teuer streiken statt billig fliegen«, zum Streik auf dem Flughafen Heathrow     S. 1

Rolf Engelke: »Fliegen um jeden Preis?«, über die Pseudo-Jobmaschine Flughafen und die Einkehr kapitalistischer Normalität im Edel-Business     S. 2

»Weltweites Köcheln«, Gate Gourmet versalzt Beschäftigten die Suppe             S. 4

»Eskalation Stinkefinger«, Initiatorin der ersten Betriebsratswahl bei Lidl fristlos gekündigt        S. 8

»Lidl zum Zweiten«, Filialenschließung wg. Warnstreik   S. 9

»Gläserne Taschen«, VW-Affäre wirft Fragen auch für DC-Betriebsrat auf          S. 10

 

Europa/Internationales

Willi Hajek: »Solidarnosc in St. Nazaire«, über widerständige »Fremdarbeiter« und ihren Kampf gegen Lohnraub durch Alstom-Zulieferer          S. 6

Kim Moody: »Ersatz für’s Organizing?«, welche Fusionen sind sinnvoll?            S. 10

Bill Fletcher, Jr.: »Einen entgleisten Zug manövrieren«, die Debatte über die Zukunft des AFL-CIO produziert mehr heiße Luft als Durchblick        S. 12

Matt Noyes: »Falsche Gegenüberstellungen«, seltsame Debatte in AFL-CIO      S. 13

 

Rezension

Slave Cubela: »Bonjour, Tristesse…«, über eine exemplarische Studie zu Traditionsbrüchen im Arbeitermilieu bei Peugeot; Beauds/Pialoux: »Die verlorene Zukunft der Arbeiter« S. 8

Wolfgang Völker: »Es geht auch anders, TINA!«, über Alternativen zur Sozialdemontage; Klönne/Kreutz/Meyer: »Es geht anders!«   S. 14

 

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Editorial

Es hilft kein Gott, kein’ Flut und auch kein Krieg: Nun werden wir also demnächst von Orangie Merkel (mit)reagiert. Wenn’s nach der (welt)handelsüblichen Farbsymbolik ginge, stünden uns demnach revolu-tionär-ukrainische Zeiten bevor. So hätte also der im Zuge des hart an der Grenze zur Notverordnung operierenden Mehrheitswiederbeschaffungscoups (mit Eigentor-Dynamik) schwer aus der Mode gekom-mene U-Ausschuss zur Visa-Affäre doch noch ein Ergebnis gehabt: Die ebenfalls schwer aus der Mode gekommene Farbe hat ein Visum bekommen – sonst kriegt niemand mehr eins, egal bei welcher parla-mentarischen Farbenlehre, denn sicher ist: Je mehr man mischt, desto brauner wird’s. Und ganz sicher ist: Hinterher braucht’s dann wieder viel Deckweiß, um alles sauber zu kriegen.

Um die Farben-, Mengen-, Parteien- bzw. deren Anchor(wo)manleere der nächsten vier Wochen so unbe-schadet wie lehrreich zu überstehen, empfehlen wir erneute Lektüre von B. Travens »Totenschiff«: Her mit dem Rum und Prost auf des ›toten Mannes Kiste‹! Wir sind schon Papst und Export(trinker)-WeltMeister und vieles mehr, aber SchröderMerkel sind wir dann doch nicht, eher schon Münte-Merkel, oder doch – wenn schon nicht auf unserem klassenverbindenden Lieblingsplatz, so wenigstens auf dem zweitliebsten Felde, dem Tummelplatz der Allgemeinheit(en) – WM?

Was von den nicht etwa black, sondern rosaroten Panthern Lafontaine/Gysi zu erwarten ist, darüber gibt’s zur Zeit Zoff in den Gewerkschaften. Eine Wahlempfehlung jagt die nächste und der anderen den Rang ab – so viel zum »unabhängigen politischen Mandat«. Der Debatte ist wenig Neues abzugewinnen oder hinzu-zufügen, insofern bleiben wir entspannt in der Kombüse unserer Yorikke sitzen, zeigen in dieser Ausgabe Bilder aus der Kapitänskajüte unserer Berliner Kanzlerrepublik und präsentieren Texte aus dem raben-schwarzfeuerroten Bauch des Totenschiffs, von den Heizern, den Schlepps und den Kesselflickern, ohne die die Kiste, egal unter welcher Flagge und egal unter welchem neuen Anstrich, nicht läuft.

So oder so.

 

Erratum:

zum Artikel von Heinrich Geiselberger: »Tomaten des Zorns«, über die CIW, ihren Kampf gegen Taco Bell und ihre Klassenfahrt zum Erfolg«, in express, Nr. 6/7-2005, S. 16-18:

Das Abkommen zwischen CIW und Yum! Brand – der Welt größter Restaurantbetreiber, der hinter Taco Bell steht – bringt den Arbeitern, die in Florida für Zulieferer von Yum! Brand Tomaten pflücken, einen Cent mehr pro Pfund Tomaten und nicht, wie im Artikel nahegelegt, pro Eimer á 16 kg. Die Vereinbarung bedeutet für diese Arbeiter eine Lohnsteigerung um ca. 75 Prozent und kostet den Konzern ca. 100 000 US-$ pro Jahr. Yum! Brand verpflichtet sich in dem Abkommen weiter, sich aus Florida nur noch von Firmen mit Tomaten beliefern zu lassen, die alle arbeitsrechtlichen Standards einhalten, ermuntert die dortigen Tomatenprodu-zenten nachdrücklich, Arbeitsverhältnisse und -bedingungen ähnlich denen außerhalb der Agrarindustrie herzustellen und verspricht vor allem mit solchen Produzenten Geschäftsbeziehungen zu unterhalten. Für eine ausführliche Analyse des Abkommens durch die CIW siehe www.ciw-online.org/agreementanalysis. html.

express 8/2005