Inhalt express 2-3/2008

Gewerkschaften Inland

»Keine Kompensationsgeschäfte«, Interview mit Thomas Böhm und Wolfgang Günther zur Tarifrunde des Öffentlichen Dienst            S. 1

Peter Nowak: »Welche Interventionen?«, über eine Veranstaltung zu Perspektiven betrieblicher Kämpfe und ihrer Unterstützung            S. 4

»Ausgeschaukelt statt aufgeschaukelt«, der GDL-Abschluss – eine erste Interpretation    S. 6

»Privilegienwirtschaft«, Hausgewerkschaft Transnet, oder: Der Preis der Existenz S. 6

Dieter Wegner: »StellvertreterInnen der Wut?«, ein Rückblick auf den GDL-Kampf S. 6

Uwe Krug: »Gewonnen… an Erfahrung«, ein Kommentar zum Abschluss der GDL            S. 6

Martin Dieckmann: »Unabhängige Gewalt?«, Journalismus in der Content-Industrie           S. 9

Bispinck/Schulten: »… sich in Beschäftigung hineinpreisen« … ist eine spezifisch deutsche und nicht haltbare Illusion       S. 12

Hans-Jürgen Krahl Institut: »Abstrakter oder ›Praktischer Sozialismus‹?«, neuer Debattenbeitrag nicht nur zur Organisationsfrage            S. 13

»Fass ohne Boden«, Mindestlohnstreit eskaliert, NGG fordert restriktiven Arbeitnehmerzuzug       S. 14

Peter Birke: »Zwei Welten«, ›Wilde Streiks im Wirtschaftswunder‹ – eine Dokumentation aus aktuellem Anlass     S. 15

Slave Cubela: »Produktion und Emanzipation«, zur bürgerlichen Theorie der Arbeit vor Marx, Teil I S. 18

 

Betriebsspiegel

»Kein Angebot, sondern ein Angriff«, die KollegInnen vom Knappschaftskrankenhaus Sulzbach/Saar verhelfen uns zum Durchblick bei den ÖD-Tarifverhandlungen       S. 4

»Ein Kapitel ist abgeschlossen, ein neues wird geschrieben«, zu den aktuellen Entwicklungen in der Angelegenheit Lucifero            S. 8

»Daimler folgt Nokia«, wozu dient das neue Werk in Rumänien? – fragen KollegInnen       S. 10

Mia Lindemann: »Terror im Altenpflegeheim«, über eine Belegschaft, die sich erfolgreich wehrt      S. 20

 

Rezension

Anton Kobel: »Keine Racherezepte«, neue und alte Arbeitskampfformen in älteren und neueren Büchern   S. 2

 

Bildnachweise: Wir bedanken uns recht herzlich bei Jochen Gester für die Photos auf den Seiten 1 bis 19 und bei Mia Lindemann für das Photo auf S. 20

Editorial

Lieber Leserinnen und Leser,

fröhliche „Osterunruhen“ könnte man in Anlehnung an die Springer-Auseinandersetzung im Frühjahr 1968 sagen und wünschen – nicht nur bezogen auf die unsägliche Pressebegleitung zum hessischen Koch-Käse, die „Lügilanti“-Berichterstattung oder die im Zuge der DKP-Entgleisungen wiederbelebte „Mauermörderpartei“-Kampagne. So viel „unabhängige Gewalt“ war selten, doch dazu mehr in Martin Dieckmanns Beitrag zu den Folgen der Rationalisierung in der Medienindustrie. Historische und aktuelle Arbeitskämpfe bestimmen dementsprechend diese Ausgabe des express: Während die „Arbeitgeber“ im Öffentlichen Dienst ihre Milchmädchenrechnungen vorlegen, diskutieren wir mit KollegInnen aus dem ÖD über die Stimmung unter den dort Beschäftigten und lassen sie ihre Gegenrechnungen präsentieren. Dem ausgefallenen Streik der Bahner und dessen fragwürdigem Resultat eines eigenständigen Tarifvertrags widmen wir uns mit mehreren Beiträgen. Dabei zeigt sich auch in den Fotos zu dieser Ausgabe, wie schwer es ist, im GDL-Streik – trotz „kleinem Apparat“ – Personen und Subjekte wahrzunehmen. Denn die, die streiken, bekommt man kaum zu Gesicht – und dies liegt nicht nur an der Unerfahrenheit der GDLer. Was man sieht, sind leere Züge und volle Bahnsteige. Ähnliches gilt für die Streiks im Einzelhandel, die – trotz höherer Streikbeteiligung und mehr Streiktagen denn je – scheinbar unsichtbar sind und auf unheimliche Weise unwirksam bleiben. Und das, obwohl die EinzelhandelsverkäuferInnen nicht weniger „Marktmacht“ als die GDLer haben und an einer der empfindlichsten Schaltstellen gesellschaftlicher Bedürfnisbefriedigung sitzen.

Das könnte etwas damit zu tun haben, dass wenig Phantasie zur Einbeziehung der KundInnen entwickelt wird, dass Erfahrungen mit neuen und alten Arbeitskampfformen inner- und außerhalb der Betriebe, die während oder statt eines Streiks Anwendung finden können. überhaupt wenig Eingang in die aktuellen Auseinandersetzungsformen der Gewerkschaften gefunden haben. Anregungen dazu gibt es genug, Anton Kobel hat sie in seinem Beitrag zusammengestellt. Ein Beispiel dafür, welche vielschichtigen Gemeinsamkeiten z.B. zwischen Beschäftigten, Familienangehörigen und „KundInnen“ im Gesundheitssektor bestehen, gibt Mia Lindemanns Beitrag zum Kampf gegen den Terror der politischen Ökonomie in einem Altenpflegeheim. Theoretische Reflexionen zu den ebenso vielschichtigen Verbindungen zwischen Politischem und Ökonomischem von Peter Birke, Slave Cubela und den Kollegen vom Hans-Jürgen-Krahl-Institut runden diese Ausgabe ab. Womit wir am Anfang wären: fröhliche Osterunruhen und anregende Lektüre!

Ps.: Das eine kritisieren, ohne das andere gutzuheißen: Ganz im Sinne der eingangs erwähnten Kritik an der BRD-typischen Linken-Hetze enthalten wir uns der Solidarität mit den Christel Wegners und anderen GeheimdienstverteidigerInnen egal welcher Partei ebenso wie dem Nachdenken über eine „Reformierbarkeit“ von Spitzeldienstleistungen, wie es derzeit die Unterschriftenlisten und Soli-Veranstaltungstitel ziert. Mögen die maoistisch inspirierten Freund-Feind-Strategen und Clausewitze unserer Tage dies unter sich ausmachen – und ihre rechte Gesinnung dabei offenbaren.

 

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