Inhalt express 4/2009

Gewerkschaften Inland

Joachim Hirsch: »Die Chance der Krise«               S. 1

Slave Cubela: »Treibhausblüten«, warum eine schwere Weltwirtschaftskrise der Linken Hoffnung machen kann                S. 2

Anton Kobel: »Vorsicht! Keine Satire! – Vorsicht! Keine Polemik!« – zu den ver.di-Strategien angesichts der Krise im Einzelhandel      S. 4

»Rente sicher höher?«, IG BAU kritisiert Täuschungsmanöver der Bundesregierung    S. 5

Friedrich Wöhler: »Verdienste der IG BCE«, Chemieindustrie in der Krise – ein kleiner Branchenbericht             S. 5

»Christliche Gewerkschaften nicht tariffähig«, Urteil des Berliner Arbeitsgerichts          S. 6

 

Betriebsspiegel

»Produktionssteigerung nicht mehr möglich«, Daimler-KollegInnen wehren sich gegen Sparmaßnahmen                         S. 7

 

Internationales

Sam Gindin: »In großen Dimensionen denken«, zur Krise der Autoindustrie     S. 6

Hae-Lin Choi: »Yes, we can – but how?«, zur widersprüchlichen Entwicklung der US-Gewerkschaften, Teil I    S. 9

Au Loong-yu: »Verfügbare Masse«, über Chinas Weg aus der Krise      S. 12

»Neuland betreten«, Geschichte und Aufgaben des chinesisch-deutschen Kooperationsprojekts »Worlds of Labour«               S. 13

 

Rezension

Knud Andresen: »Keine Blaupausen«, zur Revision der bundesdeutschen Streikgeschichte durch Peter Birke: »Wilde Streiks im Wirtschaftswunder«          S. 15

 

Bildnachweise: Für die Bebilderung dieser Ausgabe haben wir Photografien von Gregory Crewdson ausgewählt. Seine Photos befassen sich u.a. mit einer ebenso produzierten wie zugleich ungebändigten und unbezähmbaren Natur innerhalb eines brüchigen und scheinbar unverständlichen – man möchte meinen krisenhaften – zivilisatorischen Alltagszusammenhanges. Stephan Berg (Hrsg.): Gregory Crewdson 1985-2005, aktualisierte zweite Auflage, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1622-2

 

 

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser, Krislerinnen und Krisler,

die „geistige Situation unserer Zeit“ erfordert viel Marillengeist bzw. anderweitigen Edelbrand. Zwischen den anhaltenden gesellschaftlichen Versuchen der Sortierung von Krisengewinnlern und Krisenverlierern („Wir zahlen Eure Krise nicht“ – aber wer wird schon gefragt?), scheint eines unmöglicher denn je: sich außerhalb selbiger zu stellen, was wiederum dafür spricht, dass die Krise nicht nur tief, lang, groß und weitreichend, sondern zunächst einmal überhaupt zu konstatieren ist. Positionierung erscheint da von Tag zu Tag erforderlicher.

Auch diese Ausgabe steht also wieder voll im Zeichen der Krise. Ist sie schon da, oder kommt sie erst noch (S. Cubela)? Ist sie so groß und tief wie die 1929ff. (S. Gindin) oder (noch) nicht? Kommt nun eine Deflation oder eine Inflation (J. Hirsch)? Oder erst das eine und dann das andere? Kann ihr mit Konversion der Produktion (S. Gindin) oder mit „Senkung der Arbeitskosten zur Beschäftigungssicherung“ (Daimler-Betriebsvereinbarung) begegnet werden? Welche Firma hält durch, welche darf Konkurs gehen, welche darf („systemrelevant“) nicht (F. Wöhler)? Ist die Krise nicht auch eine Chance (J. Hirsch, S. Cubela, S. Gindin)? Und wenn ja, für wen: für das Kapital (J. Hirsch) oder für die Linke (S. Cubela)? Doch wo bleiben da die Lohnabhängigen? Diese Fragen werden hier diskutiert und unterschiedlich zu beantworten versucht. Wir wollen die Debatte weiter offen halten, weil vieles noch lange nicht klar ist. Selbst bei Karl Marx wird man nicht wirklich fündig. Die Kapitel zur Krise in seinem „Kapital“ sind überschrieben mit „Konfusionen über das fiktive Kapital“. Wir befinden uns also in guter Gesellschaft und fragen weiter.

Und warten weiter, zum Beispiel auf die angekündigte Analyse von Tom Adler, der wegen der Krise und vor allem wegen Daimlers Umgang damit, nicht zum Schreiben kam; aber auch auf die Eröffnung der Debatte über „20 Jahre 1989“. Während die Aufarbeitungsindustrie die Frage, was die DDR war – nicht zufällig vor dem Hintergrund der Krise – auf den Aspekt des Unrechtsstaats reduziert (und damit von der BRD zu unterscheiden glaubt), warten wir auf Klaus Wolframs Analyse der Arbeiter im ‚Arbeiterstaat’ DDR.

Nicht länger warten wollen wir mit der Versendung des zweiten Pakets von Boykotterklärungen an Tengelmann/Kaiser’s, die inzwischen von rund 330 Menschen unterschrieben wurden. Viele haben sich auch selbst mit Protestbriefen an Tengelmann gewandt. Wir sammeln weiter Unterschriften, und das Solidaritätskomitee „Emmely“ hat mittlerweile eine Petition gegen Bagatell-Kündigungen“ im Bundestag eingereicht, die ebenfalls Unterstützung braucht. Denn „Emmely ist überall“ und Krise nicht erst, wenn Länge x Breite x Höhe x Tiefe mathematische Kennziffern überschritten haben.

 

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