Inhalt express 4/2010

Gewerkschaften Inland

Achim Bigus: »Verfahren, auch ohne Krise«, zu Notwendigkeit und Grenzen des »ökologischen Umbaus« der Autoindustrie   S. 1

Gaston Kirsche: »Tarife in schwerer See«, zu Lohnsenkungsversuchen bei HafenarbeiterInnen im Windschatten der Krise      S. 2

Anton Kobel: »Kein langer Riemen!«, ver.di erklärt ihre Grundsätze – ohne Widersprüche, Realitäten und Handeln für die Aktiven!               S. 4

Martin Singe: »Vollzugsdefizit«, staatlich erzwungene Schwarzarbeit in Knästen            S. 8

Betriebsspiegel

Anton Kobel: »Kaufhöfe im Angebot«, … Kaufhofbelegschaften im Visier         S. 5

John Logan: »Maßstäbe senken oder setzen?«, über skandalöse Arbeitspraktiken der Deutschen Telekom in den USA       S. 7

John Logan: »Die Deutsche Telekom und T-Mobile in Zahlen«  S. 7

Internationales

Murat Cakir: »Aghet«, zum Völkermord an den Armeniern und der Politik mit Begriffen – eine Rede anlässlich der Gedenkfeiern   S. 4

Netzwerk »No borders«: »Calais macht Euch fertig«, Eindrücke vom Leben ohne Pass auf den Straßen von Calais                S. 5

»Operation ›Fehlerkorrektur‹«, »Freie Advokatur« – Gefahr für die nationale Sicherheit in China?       S. 10

Chris Chan: »Lasst 100 Blumen blühn«, über Wanderarbeiter in NGOs in China,Teil II    S. 13

Rezension

Harald Rein: »Außen vor«, Anmerkungen zur Geschichte der Erwerbslosenbewegung, über Hannack/Jirku/Menze (Hg.): »Erwerbslose in Aktion« S. 10

Peter Nowak: »Co-Management auf hohem Niveau?«, ein Interviewband mit Eurobetriebsräten liefert ein ernüchterndes Bild über gewerkschaftliche Politik, zu Stefanie Hürtgen: »Transnationales Co-Management« S. 16

Bildnachweise: Tardi-Verney: Elender Krieg, Band 1: 1914-1915-1916, Edition Moderne, Zürich 2008, ISBN 978-3-03731-049-6

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

Es herrscht Krieg, in Afghanistan ist Krieg, Deutschland befindet sich im Krieg – »umgangssprachlich« jedenfalls. Was im Umgang begriffen ist, findet in der Regel erst spät seinen Niederschlag in Doktrinen. Aber mit der steigenden Anzahl der zurückgesandten Zinksärge, der wachsenden Anzahl an Gefallenen, lässt sich die verharmlosende Bezeichnung eines Militär- oder Polizeieinsatzes auch regierungssprachlich immer weniger aufrechterhalten. Diese Art Sprachprobleme gab es Anfang letzten Jahrhunderts noch nicht.

Das Verteidigungsministerium hieß noch Kriegsministerium, und Multifunktionäre wie Reichskanzler Bethmann-Hollweg konnten noch offen davon sprechen, wem die planmäßige und systematische Ermordung der Armenier im osmanischen Reich – während des ersten Weltkrieges, im Windschatten des erklärten Massenschlachtens – diente. An diese Gräuel möchten wir nicht nur mit dem Redebeitrag von Murat Cakir, sondern auch mit der diesmaligen Bebilderung des express erinnern.

Heute ist das Bewusstsein für die Politik, die mit Begriffen gemacht werden kann, geschärft – oft im Bewusstsein, den Namen rein zu halten, ohne über die Sache reden zu müssen. Diese Art Scholastik ist keineswegs mit dem Mittelalter und der berühmten Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz finden, beendet – wie auch soziale Verhältnisse keineswegs der Devise ›vorwärts immer, rückwärts nimmer‹ folgen. Das Begreifen dieser Verhältnisse bleibt Aufgabe, in welchen Windungen auch immer sich diese entwickeln und welcher Projektionen auch immer sich die ProtagonistInnen bedienen.

Wie vor diesem Hintergrund wohl das Motto des 1. Mai »Wir gehen vor!« zu verstehen ist? Der 1. Mai kommt zwar vor dem 8., aber die Devise ging auch schon mal nach hinten los. Kommt drauf an, wo man hin will…

Dazu mehr in dieser Ausgabe.

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