Inhalt express 1/2011

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Werner Sauerborn: »Hauptsache Gewerkschaft«, eine gewerkschaftspolitische Zwischenbilanz, Teil II              S. 1

Edgar Weick: »Das Neue an der Neuen Linken«              S. 4

Thomas Gehrig: »Hundert Wege des Kommunismus«  S. 6

Cum: »Gewerkschaftsspiegel«, ein kleiner Streifzug durch die Gewerkschaftspresse  S. 9

Betriebsspiegel

»Aufführungsverbot für »Water makes money«?«, Wasserkonzern Veolia klagt gegen Präsentation des Films                S. 4

Marc Kappler: »Ärztliche Schweigepflicht«, über Versuche des Rhön-Konzerns, Kritiker juristisch einzuschüchtern                S. 8

Peter Nowak: »Großer Aufwasch bei Accor«, Filmdoku über Arbeitskampf von Reinigungskräften in Frankreich                S. 8

Internationales

Bernard Schmid: »Einer geht noch!?«, zur Rolle des tunesischen Gewerkschaftsdachverbandes UGTT               S. 10

Murat Çakir: »Eine echte Revolution?«, zur Entwicklung in Tunesien     S. 10

Bernard Schmid: »Tunesien: Weder EU, noch CIA, noch Mittelstand«, eine Antwort auf Murat Çakir   S. 11

Wolfgang Schaumberg: »Auf neuen Wegen?«, über Bewegungen und Begegnungen in China               S. 12

Thomas Gehrig: »Statt Privateigentum und Lohnarbeit«, über Commons und die Praxis der Diggers    S. 12

Initiative Zusammen Leben e.V.: »Projekt Zurück«, Transnationale Karawane von Bamako zum Weltsozialforum nach Dakar    S. 15

Rezensionen

Frank-Uwe Betz: »Ein ganz anderer Sohn Mannheims«, der Exilliterat Alexan über den Kriegsalltag im Ersten Weltkrieg            S. 2

Anne Allex: »Ein anderer Kompass«, Geschichte schreiben – Buchveröffentlichung zu Angelika Ebbinghaus    S. 6

Geert Naber: »Angenehm unzeitgemäß«, zum »Handbuch Arbeitssoziologie«               S. 16

Bildnachweise:
Trends & Classics, Leuchttürme, Lighthouses 2008, Kalender, DuMont Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8320-0807-9. Art & Image Bestseller, Leuchttürme, Lighthouses, Phares 2009, Kalender, teNeues Verlag, Kempen, ISBN 978-3-8327-3523-4. Korsch Verlag, Leuchttürme, Lighthouses 2010, Kalender, ISBN 978-3-7827-4563-5

 

Editorial

Werte Leserinnen und Leser,

»Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.«

So zitierte Georg Schramm alias Lothar Dombrowski Papst Gregor den Großen aus dem 7. Jhdt. auf einer Montagsdemo gegen Stuttgart 21 – unter großem Applaus. Wem oder was der Zorn in Tunesien, Ägypten und vielen anderen Ländern in Nordafrika und im Nahen Osten zur Hand geht bzw. wie sich die Vernunft weltgeschichtlich dort aktuell darstellt, ist zu diskutieren. Murat Cakir und Bernard Schmid machen für uns den Anfang bei der Analyse von Trägern und Charakter der Proteste.

So viel ist klar: Die Herrschenden in den betroffenen Ländern scheinen unterschiedlich zu re(a)gieren. Während in Algerien die Lebensmittelpreise schnell wieder gesenkt wurden, um den »großen Lümmel« zu befrieden, sieht der jemenitische Präsident Saleh das Verhältnis von Geld und Protesten (lt. FAZ) anders: Er versucht, die »schwelenden Spannungen zu entschärfen, indem er den Sold der Streitkräfte erhöhte«, sich also der Loyalität der bewaffneten Truppen mit Geld zu versichern sucht.

Welche Art von Revolution erleben wir dort gerade, und wie weit wird die Emanzipation gehen? Werden die Protestierenden bei der Realisierung bürgerlicher Rechte, Freiheit, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit, stehen bleiben oder darüber hinausgehen? Welche soziale Dynamik wird der Aufstand gegen die extreme Reichtumsverteilung noch entwickeln – und welche Rolle werden dabei Arbeiterorganisationen bzw. Gewerkschaften spielen?

Bevor auch diesseits der Grenze ›der Aufstand kommt‹ und die Kritik zur Waffe wird, bedarf es nicht nur etwas mehr Leidenschaft –, dazu mehr in Teil II von Werner Sauerborns Zwischenbilanz zu gewerkschaftlicher Arbeit. Edgar Weick stellt unterdessen Tiefenbohrungen in der Geschichte der »neuen Linken« – also nicht: der Partei! – an und zeigt, dass das Verhältnis von »Kopf« und »Bauch« keineswegs so organisiert werden muss, wie dies in der Organisationsgeschichte der Linken oft erscheint.

Nicht nur an diese Momente gilt es zu erinnern, wenn über »den« Kommunismus mal schnell in den deutschen Medien der Stab gebrochen wird. Wie kleinkariert und dumm diese Debatte um das K-Wort hierzulande verläuft, führt uns Thomas Gehrig in seinem Beitrag »100 Wege…« vor. Wie friedlich, nur mit Flugschriften und eigenem Vorbild bewaffnet, hingegen die ersten Formen der Kritik des Privateigentums und der Kampf um die Commons praktiziert wurden, zeigt er uns in einem weiteren Beitrag über die »Diggers« aus dem 17. Jhdt. Wie großkotzig wiederum Großkonzerne in Europa mit Kritik umgehen, zeigen uns Marc Kappler an der Rhönklinikums AG und der Bericht über den Film »Water makes Money«.

Wir wünschen anregende und irritierende Lektüre und danken allen Spendern, dass Sie uns diese Arbeit weiterhin ermöglichen.

 

express 1/2011