Inhalt express 6/2011

Inhalt

Gewerkschaften Inland

»Die Enkel fechten’s besser aus«, nach heftigen Streiks: Tarifabschlüsse im Einzelhandel durchgesetzt S. 4

Wolfgang Völker: »Wohlverstandener Materialismus«, fünf Anmerkungen zur politischen Beziehung von Armut und Einkommen S. 5

»Nicht ›Hinten anstellen‹«, Mitteilung der Widersprüche-Redaktion zum Verlagswechsel S. 5

»Quo vadis, ver.di!?«, offener Brief des Betriebsrats von ver.di-NRW zum 10-jährigen Bestehen von ver.di S. 7

»Dauerbaustelle«, zehn Jahre Leben und Arbeiten in der Matrix – Bilanz von Frank Bsirske S. 7

Thomas Gehrig: »Commons im Industriesystems«, Beiträge zur Rückeroberung einer Debatte, Teil IV S. 8

»Tarifeinheit – so nicht«, keine Mehrheit für gesetzliche Regelung der Friedenspflicht S. 8

Gewerkschaftslinke: »Weg frei«, G-Linke begrüßt Rücknahme der DGB/BDA-Initiative S. 9

»Kehrt, schwenkt, marschiert?«, IG Metall verteidigt Initiative zur gesetzlichen Tarifeinheit S. 11

Betriebsspiegel

Anton Kobel: »Vorm Anfang das Ende?«, Genossenschaftsmodell für Hess Natur abgelehnt S. 1

Jochen Dieckmann: »Geschlafen wird am Monatsende«, Erfahrungen ›on the road‹ S. 2

Internationales

Dieter Behr: »Bio-Exploitation«, keine Frage der Natur – Ausbeutung in der Bio-Landwirtschaft S. 11

Jane Slaughter: »Total Recall«, anhaltende Proteste gegen Enteignung durch »Haushaltsreparatur« in Wisconsin S. 12

Sarah Bormann: »Wo die Chips wachsen«, über Arbeitsmigration und grenzüberschreitende Organisierung in Malaysia S. 14

Rezension

Peter Nowak: »Vom aufrechten Gang«, Arbeitsweltfilme der 70er-Jahre wiederveröffentlicht – eine Revue S. 16

Bildnachweise:
Die Photos auf S. 1, 2, 5, 7, 10, 11, 12 und 13 wurden uns dankenswerterweise von Olmo Calvo Rodríguez/Umbruch Bildarchiv (Umbruch Bildarchiv e.V., Lausitzer Straße 10, 10999 Berlin, www.umbruch-bildarchiv.de) zur Verfügung gestellt. Die Bilder wurden während der Besetzungen der Puerta del Sol in Madrid und der Proteste gegen die Krisenpolitik Spaniens aufgenommen. Wir stellen sie in eine Reihe mit Bildern aus Wisconsin und Griechenland.

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

am 21. Juni haben 50 deutsche und französische Spitzenmanager in ganzseitigen Anzeigen unter dem Motto »Der Euro ist notwendig« in den großen deutschen Tageszeitungen vor einem Scheitern des Euro gewarnt und weitere Finanzhilfen für hoch verschuldete Länder gefordert. Die Unterzeichner, unter ihnen etliche Vorstandsvorsitzende deutscher Großkonzerne wie Siemens, BASF, Deutsche Post, E.ON, Daimler oder BMW, erklären dort, dass der Euro »für uns alle Beschäftigung und Wohlstand geschaffen hat.«

Nun, für die Unterzeichner stimmt das sicher.

Aber was stimmt für »uns«? Und wer sind dann »wir«? Im Zuge der Euro-Krise, die angeblich von Griechenland produziert wurde, steht plötzlich der Euro und damit die ganze EU zur Debatte. In der öffentlichen Debatte stellt sich die Frage, ob dem »Wir« die Nationalstaaten oder die EU zugrunde liegen. Offenbar driften gerade an dieser Frage Politik und Ökonomie derzeit auseinander.

Wie sehen das »die Aufstandsbewegungen«, die von der südlichen Küste des Mittelmeers an dessen Nordküsten geschwappt sind? Hunderttausende haben in Madrid und Athen demonstriert – oft für »wirkliche Demokratie« –, und die Demonstrationen gehen weiter, zumindest in Griechenland. Doch was heißt es, wenn wir dort Plakate mit zum Hakenkreuz umgruppierten Sternen der EU-Flagge sehen? Wenn die Protestierenden auf dem Syntagmaplatz Banner hochhalten: »Wir kämpfen bis zum Sieg«? Gegen und für was? Um die Regierung geht es sicher nicht. Sie hat erst vor kurzem von der Nea Demokratia zur PASOK gewechselt, von den Konservativen zu den Sozialdemokraten, vom Regen in die Traufe… Um ein Zurück zur Drachme und eine Loslösung von der EU? Bestehen die einzigen ›Optionen‹ in der Wahl zwischen einem Nationalismus ohne ökonomische Perspektive und einem Internationalismus des Kapitals mit einem bestenfalls instrumentellen Verhältnis zu Fragen von Rechtstaatlichkeit und Demokratie? Wer hätte dabei was gewonnen, und was haben »wir« dabei zu verlieren? Fragen, die weder dem Orakel von Delphi noch anderen Rating-Agenturen überlassen werden dürfen…

Erratum:
In der letzten Ausgabe ist uns in dem Artikel »Schluss mit christlichen Billigtarifen« (S. 10 unten) ein Fehler unterlaufen: Natürlich hat das Bundesarbeitsgericht die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit für ›nicht‹ tariffähig erklärt. Sorry.

express 6/2011