Inhalt express 9/2012

Gewerkschaften Inland

Nadja Rakowitz: »Weg mit der Räterepublik« – Gesetzliche Krankenkassen werden unter Kartellrecht gestellt S. 1

Hinrich Garms / Helga Röller: »Renitente weibliche Person« – Nachdenken über den gewaltsamen Tod der Erwerbslosen Christy Schwundeck S. 2

Hinrich Garms: »Große Krise, kleine Schritte«, über Erwerbslosenproteste in der Krise S. 4

Gewerkschaftslinke: »Große Baustelle« – Erklärung des »Gewerkschaftspolitischen Ratschlags« der G-Linken S. 6

Betriebsspiegel

Philipp Lorig: »Innovative Rückschritte«, über Werkverträge im betrieblichen Alltag aus der Sicht von Betriebsräten S. 4

Wolfgang Schaumberg: »Kluge Lösungen?«, über die Opel-Krise und Formen der Gegenwehr S. 6

»Dicke Bretter gebohrt« – Organizing für einen Tarifvertrag, Slave Cubela im Gespräch mit einem Betriebsrat des Assistenzbetriebs CeBeeF S. 9

»Maschinisten der Hochschule« – Aufruf zum Boykott unzumutbarer Stellen an Hochschulen S. 13

Internationales

Chris Webb: »Echos der Vergangenheit«, über die Minenarbeit in Südafrika – Genealogie eines Massakers S. 12

Rezension

El Camino: »Schleichende Übergänge«, über Anne Huffschmid / Wolf-Dieter Vogel u.a.: »NarcoZones. Entgrenzte Märkte und Gewalt in Lateinamerika« S. 15

Die Photos zu dieser Ausgabe widmen sich dem Thema Zahlen. Sie stammen von Bettina Katscher, geb. 1971, Studium der Anglistik/Amerikanistik, Tätigkeit als Journalistin, photographische Arbeiten u.a. für ein Architekturmagazin und den Kunstverein Lola Montez in Frankfurt a.M.; Gewinnerin des Fotowettbewerbs „Ostblicke“ der Frankfurter Rundschau

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

»Eine Krise nach und in der anderen«, so das Motto unserer Herbsttagung (Einladung S. 8) und zugleich dieser Ausgabe. Wie zur Bestätigung geht es pünktlich zum Herbstbeginn – zumindest in Südeuropa – weiter mit den Protesten gegen die Krise und die Gewaltsamkeiten ihrer »Lösung«. In der gegebenen und als einzig mögliche Form dargestellten »Vertiefung« der EU durch EFSF/ESM setzt sich fort, was unter anderem Namen auch zuvor schon Teil des Problems, nicht der Lösung war. Wir beschäftigen uns in dieser Ausgabe daher mit den unterschiedlichen Gesichtern, Masken und Kostümierungen der Krise und mit ihrer z.T. nicht weniger krisenhaften Vorgeschichte. So zeigt Wolfgang Schaumberg, dass selbst innerhalb einer Branche wie der Autoindustrie nicht alle gleichzeitig und nicht alle gleich von der Krise betroffen sind, was die Aussichten für erfolgreiche Gegenwehr nicht eben rosiger gestaltet. Philipp Lorig verdeutlicht, wie die Metallindustrie, nachdem die Leiharbeit immer weniger lukrativ gemacht wurde, im Schattenreich der Werkverträge einen neuen Weg entdeckt, Löhne zu drücken, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und kollektive Interessenvertretung zu unterlaufen. Mit den fließenden Übergängen zwischen legaler und illegaler Ökonomie beschäftigt sich auch der Beitrag über »Narco-Zones« in Lateinamerika. Chris Webb erinnert uns an die lange Vorgeschichte des Konflikts der südafrikanischen Minenarbeiter, der im August viele Tote gefordert hat, und daran, dass sich durch den politischen Sieg über die Apartheid und die rechtliche Gleichstellung an deren Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht so viel geändert hat, während die Texte über die Zustände an den Hochschulen und die Zumutungen für Erwerbslose zeigen, dass der Übergang vom »Normalzustand« zur Krise kaum spürbar war, weil schon die Normalität vor 2008 unerträglich war.

Und nicht zuletzt stellt Nadja Rakowitz fest, dass es den wirtschaftsliberalen Kräften in diesem Land wohl bald endgültig gelingen wird, die letzte Bastion der organisierten Solidarität, die Gesetzlichen Krankenkassen, zu schleifen – und das ganz ohne die Not einer Krise!

 

express 9/2012