Inhalt express 10-11/2012

Gewerkschaften Inland

Anton Kobel: »Mindestlohn – nun auch als Superwaffe gegen Altersarmut« – über richtige Rentenrechnungen und ihre Konsequenzen S. 5

Gisela Notz: »Her mit der Hälfte« – oder lieber einen anderen Kuchen? Zu Konjunkturen und Grenzen der Gleichstellungspolitik S. 6

Astrid Willer/Johanna Boettcher: »Wer nützt, kann bleiben«, über das Arbeitsverbot für Flüchtlinge und die Anwerbung ausländischer Fachkräfte S. 8

Kirsten Huckenbeck/Stefan Schoppengerd: »Gewerkschaften und Streikrecht – Feinde der Freiheit« – über die im letzten Moment zurückgezogene Monti II-Verordnung S. 9

Marc Kappler/Fabian Rehm: »Fortschrittsmaschine Privatisierung?« – Eine Kritik an Michael Wendls wenig innovativer Verteidigung der Rhön AG S. 18

Betriebsspiegel

Christian Frings: »Ford-Genk – das nächste Industriedenkmal«, der Streik bei Ford als Auftakt der Kämpfe in der Krise 2013/14? S. 1

Kalle Kunkel: »Ausbeutung auf allen Ebenen«, Zum Kampf um Arbeitsbedingungen bei Netto S. 2

Interview mit Katharina Wesenick: »… dass wir eigentlich keine Gewerkschaft mehr sind« – Von vorne anfangen bei Netto S. 4

»Keine Nacht allein!« – Flugblatt zu Tarifverhandlungen über Personalschlüssel an der Charité, S. 4

»Go Life für Dorf-Konsum« – Aus Schlecker wird „Drehpunkt“, S. 7

Internationales

Sandra Stern/Markus Griesser: »Asyl in Arbeit«, über (undokumentierte) Arbeit in Österreich S. 10

Theodoros Paraskevopoulos: »Merkelistes und Menetekel«, zur aktuellen Situation in Griechenland S. 12

Dijana Ćurković: »Solidarisch gegen Kriminelle«, zur Verteidigung Jadrankamens S. 14

Eli Friedman: »China im Aufstand«, zur Debatte um ein >obskures Objekt<, Teil I S. 16

Stefan Schoppengerd: »Bad vibrations«, ArbeiterInnen bei Adidas-Zulieferern leiden unter dem „Hand-Arm-Vibrations-Syndrom“ S. 16

»Europäisches Manifest gegen die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens«, Health professionals melden sich zu Wort S. 18

Rezension

Peter Nowak: »Briefkopf mit Rechtsabteilung?«, über Frank Deppe: „Gewerkschaften in der Großen Transformation. Von den 1970er Jahren bis heute“ S. 20

Bildnachweise:
Die Bilder dieser Ausgabe sind der jüngst erschienenen Grafic Novel „Im Land der Frühaufsteher“, dem ebenso beeindruckenden wie traurig stimmenden Debut-Werk der Zeichnerin Paula Bulling, entnommen und wurden uns freundlicherweise vom avant-verlag (Berlin) zur Verfügung gestellt. Die Texte stammen von Noel Kaboré und gehen auf Gespräche mit Flüchtlingen und Lager-InsassInnen sowie AktivistInnen von „no lager“ zurück. Der Titel nimmt Bezug auf die Image-Kampagne des Landes Sachsen, das unter diesem Titel Investoren damit zu beeindrucken versucht, dass sächsische ArbeitnehmerInnen neun Minuten früher als der Bundesdurchschnitt aufstehen – weil sie in Sachsen keine Arbeit finden und daher pendeln müssen, wie zu ergänzen ist. Mehr zur Misere der Lohnarbeit für In- und AusländerInnen in dieser Ausgabe und in dem Comic: ISBN: 978-3-939080-68-8, 17,95 Euro

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

Über Aufstände und Kämpfe von Beschäftigten in Belgien, in China, in Kroatien – und bei Netto in Deutschland berichten wir in dieser Ausgabe. Mancherorts herrscht Hoffnung – dass dies der »Auftakt der Kämpfe in der Krise 2013/14« (C. Frings) werde oder dass zumindest für China »die Zeit der Niedriglohnarbeit zu Ende gehe« (E. Friedman). Andernorts sieht man die Kämpfe eher als »Ausdruck von Verzweiflung aus Ohnmacht gegenüber einem mächtigen Feind« (D. Curkovic), wie in Kroatien, oder aber als Wiederaufbau und zugleich Neuanfang von Gewerkschaftsarbeit, wie in dem Bericht (K. Kunkel) und dem Interview über Netto. In Griechenland hat man beides, Verzweiflung über die immer ausweglosere wirtschaftliche Situation und die immer stärker werdenden Faschisten, aber auch vorsichtige Zuversicht, dass die Massenproteste doch etwas bewegen, mindestens aber zu Neuwahlen führen werden (T. Paraskevopoulos).

Wie kleinmütig und murkelig erscheinen gegen all diese Bewegungen die politischen Entscheidungen, über die wir hier ebenfalls berichten: Da wird die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen vorrangig an der Frauenquote in Aufsichtsräten und im Top-Management ausgemacht, wie G. Notz in ihrem Artikel kritisiert. Oder das Verfassungsgericht muss erst kommen, um festzustellen, dass die Menschenwürde von MigrantInnen migrationspolitisch nicht relativiert werden dürfe, und dann ändert sich doch nichts daran, dass man sie nicht arbeiten lässt, aber gleichzeitig zwingt, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen (Willer/Böttcher für Deutschland, Stern/Griesser für Österreich). Und wie man sich vollkommen vermurkeln kann auf dem Weg vom ehemaligen ver.di-Sekretär und SPD-, dann Links-Partei- und jetzt wieder SPD-Politiker, demonstrieren M. Kappler und F. Rehm an Michael Wendls Versuch einer Verteidigung der Privatisierung von Krankenhäusern. Wie heißt es so schön bei Funny van Dannen: »Ich will den Kapitalismus lieben, weil so viel für ihn spricht, ich will den Kapitalismus lieben, aber ich schaffe es einfach nicht – das wird so weiter gehen, bis einer von uns zusammenbricht.«

Wir wünschen anregende Lektüre dieser Liebesgeschichten!

 

express 10-11/2012