Inhalt express 1/2012

Gewerkschaften Inland

Romin Khan: »Mehr drin, als man denkt«, »Soziale« Medien und Arbeitswelten – ein Annäherungsversuch          S. 1

»Gerechte Differenzierung?«, zur Kritik der geplanten Tarifstrukturreform im Einzelhandel           S. 2

Anton Kobel: »“Innovative Tarifpolitik“ im Einzelhandel?«, heiße Diskussionen in ver.di – deutliche Abgruppierungen befürchtet!        S. 3

Herbert Thomsen: »Mindest(mini)lohn«, Leiharbeitstarife – eine Geschichte verpasster Chancen?           S. 4

Stephan Krull: »Die Ökonomie vom Kopf auf die Füße stellen!«, Thesen zur Tarifrunde 2012      S. 6

»ver.di startet Offensive in der Krise«, »Unter unseren Verhältnissen«    S. 7

»Komm, lieber März…«, »Brainstorming« gegen Krisenpolitik, Interview zum Aktionstag am 31. März     S. 9

»Komm, lieber Mai…«, internationale Proteste gegen Krisenregime von EZB und Bundesregierung geplant        S. 9

»Dumping, hochqualifiziert«, ICT-Richtlinie: IG BAU fürchtet Lohndiskriminierung von Nicht-EU-Bürgern S. 10

Rita Marx, Gerd Koch, Günter Pabst: »Manfred Ohm – Eine Erinnerung«           S. 16

Betriebsspiegel

Anton Kobel: »Schlecker – geplant insolvent?«, Planspiel Vergenossenschaftlichung    S. 5

Internationales

Theodoros Paraskevopoulos: »Griechische Statist(ik)en?«, Plädoyer für eine andere Integration            S. 11

Daimler-KollegInnen der „Alternative“: »Griechenland, Italien und die Schuld der IGM…« S. 11

Said Hosseini: »Revolution im Prozess«, zu gesellschaftlichen Hintergründen der »arabischen Revolte«, Teil I    S. 14

Rezension:

Peter Nowak: »Gleiche Arbeit – gleiches Geld«, Argumente zur Abschaffung der Leiharbeit        S. 4

Bildnachweise:
Die Bilder dieser Ausgabe sind folgendem Comic-Band der Edition Moderne entnommen: Emmanuel Guibert, Didier Lefèvre, Frédéric Lemercier: „Der Fotograf. Band 2. Ärzte ohne Grenzen.“ Aus dem Französischen von Martin Budde. Edition Moderne, Zürich 2008, 80 Seiten, ISBN 978-03731-033-5. Wir danken dem Verlag für die freundliche Überlassung der Bilder recht herzlich.

 

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

willkommen im Jahr 2012! Blickt man nach China, wird nun die friedliche Zeit des Hasen von »begeisternden Ideen und Visionen« des Wasserdrachen abgelöst. Etwas weniger weit in den Osten geschaut, zeigt sich, was von dem angeblichen Frieden zu halten ist. Und welcher Geist es wohl ist, den wir gerufen und aus dem die Visionen sich nach Gusto bedienen?

Nehmen wir Afghanistan. Das Land hat schon viele Abzüge und Rückzüge erlebt. Zehn Jahre nach dem militärischen Feldzug zur angeblichen Herstellung einer Zivilgesellschaft will die Bundesregierung nun noch in diesem Jahr mit dem Truppenabzug beginnen. Auch andere Regierungen haben es plötzlich eilig, die Unvollendete wieder sich selbst zu überlassen – wer würde hier Zusammenhänge mit der Krise sehen? In der Graphic-Novel »Der Fotograf«, aus der die Illustrationen dieser Ausgabe des express stammen, tauchen wir ein in die 1980er-Jahre, die Zeit vor einem anderen Rückzug, dem der sowjetischen Armee. Auch damals herrschte Bürgerkrieg – mit dem Unterschied, dass die USA die Mudschaheddin, die »Kämpfer auf dem Weg Gottes«, ausbildeten und unterstützten… Manche sehen hier die vermeintlich letzten Ausläufer des Kalten Kriegs, einer »Systemkonfrontation« zwischen den Ikonen des Kapitalismus und Kommunismus. Der dreibändige Comic, entstanden anlässlich einer Missionsreise der »Ärzte ohne Grenzen« 1986, auf Deutsch dann 2008 erschienen, zeigt den Alltag einer Gesellschaft im Umbruch. Dies in einer schulbildenden, experimentellen Kooperation zwischen dem Zeichner Emmanuel Guibert und dem Fotojournalisten Didier Lefèvre, die vielschichtige stilistische Möglichkeiten gefunden haben, um den gesellschaftlichen Zwischentönen in der »Blockkonfrontation« Ausdruck zu verleihen.

Uns kommt es – wie wahrscheinlich großen Teilen der Bevölkerung Afghanistans auch – so vor, dass die Zustände, die man auf den Bildern sieht, sich nicht sehr verändert haben. Was also ›bringt‹ der Versuch, gesellschaftliche Veränderungen von oben durchzusetzen, sei es militärisch oder polizeilich?

2012 – Zeit, Bilanz zu ziehen. Nicht nur in Bezug auf die Friedensmissionen und begeisternden Visionen des bürgerlichen ›Westens‹ im ›Osten‹, sondern auch vor der eigenen Haustür: zehn Jahre Arbeitnehmerüberlassungsgesetz – und was das mit der Krise in Europa, der Tarifpolitik von IGM und ver.di zu tun hat, ist Thema dieser Ausgabe.

express 1/2012