Inhalt express 5/2014

 express 5/2014

Gewerkschaften Inland

Betriebsspiegel

Internationales

  • »Demokratische Schule« – Interview mit Adrian Durtschi zum Organizing in der Schweizer Gewerkschaft Unia S. 6
  • John Milios: »Wider das Diktat der Troika« – über die europäische Austeritätspolitik in Griechenland S. 9
  • Stefan Schoppengerd: »Völkerrechte für die Konzerne« – über die Verhandlungen zum Dienstleistungsabkommen TISA S. 9
  • Laura-Solmaz Litschel: »Sicherheit, die wir meinen« – Interview mit Jesús Jimenez und Andrés Bódalo von der andalusischen Gewerkschaft SAT S. 11
  • Kirsten Huckenbeck/Bodo Zeuner: »Grenzen des Durchgriffs« – über einen Workshop des „Forum Arbeitswelten – China und Deutschland“ S. 13

Bildnachweis: Zu den Glaubensgrundsätzen der bürgerlichen Ökonomie und damit zu ihren größten Selbstmissverständnissen gehört die Vorstellung von der „unsichtbaren Hand des Marktes“ und die Überzeugung, durch eigener Hände Arbeit werde Eigen- und Reichtum geschaffen. Bei John Locke immerhin waren die „Hands“ explizit auch diejenigen, die man für sich hat arbeiten lassen – Lohnarbeiter eben. Wir wissen nicht, ob der finnische Zeichner Ville Tietäväinen diese Assoziation im Kopf hatte, als er die bedrückende Geschichte des marokkanischen Einwanderers Rashid, einem modernen „Schuldknecht“ in Spanien, „Unsichtbare Hände“ nannte. Doch wir wünschen seinem preisgekrönten Buch, einer gnadenlosen Abrechnung mit den Ideen liberaler Freiheitsversprechen, viele LeserInnen (2 Euro gehen an Pro Asyl!) und danken dem Berliner avant-Verlag herzlich für die Abdruckgenehmigung. Ausstellungstermine: siehe www.avant-verlag.de

 

Editorial

Einige Stunden bleiben noch: Letzte Überarbeitungen an last-minute-Texten, Platzierungen von Bildern und Anzeigen, Überschriften, Unterzeilen, Einleitungen – dann gehen die Daten in die Druckerei, die nach ihrerseits getaner Arbeit den neuen express ausliefern wird. Unterdessen steht die Welt nicht still: In der Türkei sind gerade weit über 200 Kumpel trotz aller Warnungen der letzten Wochen bei einem Grubenunglück getötet worden. Premier Erdogan tut kund: So sei das halt im Bergbau, tödliche Unglücke habe es in dem Gewerbe schon immer gegeben. Als Antwort auf Proteste gegen die verantwortungslose Privatisierungspolitik seiner Regierung werden erneut prügelnde Polizisten samt Tränengasgranaten und Wasserwerfern von der Kette gelassen. Ob diese Herrschaft durch Polizeiterror ein Anzeichen ist, dass die AKP-Regierung ihrem Ende entgegengeht?

Anlass für westliche Überheblichkeiten ist sie jedenfalls nicht: Auch in Brüssel geht die Polizei gegen AktivistInnen einer „echten Demokratie von unten“ vor. Im Rahmen der gerade anhebenden europaweiten Blockupy-Aktionstage wollten diese bei einem Treffen von „Business Europe“ gegen undemokratische Austeritätspolitik (S. 9) und die transatlantischen Freihandelsverhandlungen (S. 11) demonstrieren. Für 250 Leute endete die Demo im Kessel; mit Handschellen gefesselt ging es dann ab in die Zelle. Auch am Wasser für den entsprechenden Werfereinsatz wurde nicht gespart.

Richtig losgehen die Aktionstage trotzdem erst noch: Ein Redaktionsmitglied muss gleich raus, um zu den AktivistInnen vor dem Apple-Laden in der Frankfurter Fressgass darüber zu sprechen, dass es unmenschliche Arbeitsverhältnisse auch mitten in der Bankenmetropole gibt. Solche Aktionen bei Apple sind in vielen Städten gleichzeitig angekündigt, ist der Hersteller von allerlei ’stylischem‘ Wischgerät doch bekannt für seine eher unästhetischen Ausbeutungsstrategien, vor allem in China (S. 13).

Auch von weniger spektakulären, aber sicher nicht weniger wichtigen grenzüberschreitenden Vernetzungsaktivitäten können wir in dieser Ausgabe berichten: In Hamburg haben sich im März Beschäftigte der Flughäfen dieser Welt getroffen – und sind guten Mutes wieder auseinandergegangen, dass damit ein wichtiger Schritt in Richtung gemeinsamen Widerstands getan ist (S. 4). In Spanien organisieren sich Einheimische und MigrantInnen in einer kämpferischen Landarbeitergewerkschaft – zwei Aktivisten erzählen von den entschlossen Aktionen; auch hier spielen Staat und Polizei ihre Rolle (S. 11) Noch in den Kinderschuhen steckt der organisierte Widerstand der europäischen LKW-FahrerInnen, aber: Es gibt ihn (S. 7).

Und was macht die ganz normale Gewerkschaftsarbeit? Im öffentlichen Dienst gibt es einen Tarifabschluss –Wolfgang Günther schreibt über dessen Zustandekommen und Gehalt. Gehört zur Normalität auch schon der Umgang mit Organizing? Dazu äußert sich diesmal ein Kollege aus der Schweiz, der als Organizer im Gesundheitssektor unterwegs ist (S. 6). Was wiederum dem Gesundheitssektor – genauer: den Krankenhäusern – im Saarland gut tun würde, erfahren wir aus dem zuständigen ver.di-Bezirk (S. 2).

Am 25. Mai ist Europawahl. Wählt Tsipouro!

 

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