Inhalt express 4/2016

Druckausgabe express 4/2016

Gewerkschaften Inland

  • AG Wahlbeobachtung: »Polarisierung oder Rechtsruck?« – Auswertung der Landtagswahlen vom 13. März   S. 4
  • Erich Kassel: »Kein Aprilscherz« – Am Beispiel Daimler Bremen: das Recht auf Streik durchsetzen! S. 7

Betriebsspiegel

Internationales

  • Nadja Rakowitz: »Wir blockieren alles« – Frühling in Frankreich S. 2
  • Christian Mahieux: »Debatte der Massen« – Wie weiter mit den Protesten in Frankreich? S. 3
  • Ralf Kliche: »Die griechische Linke und ihre deutschen Kritiker« – Versuch einer Bestandsaufnahme S. 9
  • »Die Sklaverei in den USA beenden« – Aufruf von US-amerikanischen Strafgefangenen S. 9
  • »Nichts für uns ohne uns« – Interview mit zwei Community Care Workern aus Südafrika S. 12
  • Bian Shuwen: »Learning by buying« – Erfahrungen mit chinesischen Investoren S. 14

Rezensionen

  • Marcus Schwarzbach: »Kollaborierende Roboter« – Gewerkschaftliches Jahrbuch zu Industrie 4.0 S. 8
  • Stefan Schoppengerd: »Nichts Gerichtsverwertbares« – Sammelband über den Milliardär Pohl in Marburg S. 16
  • Hubert Zaremba: Rätekommunist und Krisentheoretiker – Gespräch mit Paul Mattick   S. 7

Bildnachweise: Mit „Die Zeit des Geldes“, dem vorerst letzten Teil der wunderbaren Trilogie „Ein Leben in China“, das der Zeichner Li Kunwu und der Autor P. Otiè (ein Pseudonym für Philippe Autier) 2013 in der Edition Moderne veröffentlicht haben, stürzen wir uns gemeinsam mit den ProtagonistInnen in das „Abenteuer Kapitalismus“ und sind damit mitten in der EINEN und doch so ungleichzeitigen Gegenwart angekommen. Wer sich für diese interessiert, kommt um ihre Vergangenheit und deren Geist(er) nicht herum, über die „Die Zeit meines Vaters“ (Bd. 1 zur Mao-Ära) und die „Die Zeit der Partei“ (vom Tod Maos bis zur sog. ‚Öffnung‘) berichtet und die mit genial sensibler zeichnerischer Verarbeitung des jeweiligen Zeitgeists illustriert werden. Wir danken der Edition Moderne und empfehlen aufs Wärmste… (alle Bände unter: http://www.editionmoderne.ch).

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

beim letzten Mal hatten wir – im express nicht ganz überraschend – versprochen, die Diskussion über Lohnarbeit heute fortzuführen. Immer wieder neu und spannend: Wo liegen die Grenzen oder Schnittmengen zur Sklaverei, bedeutet Verrechtlichung einen Fortschritt oder ein Hemmnis, wird sie ausgeweitet oder abgeschafft, ersetzt oder vertieft – und lassen sich die damit verbundenen Konflikte befrieden oder gar per dekretierter Harmonie auflösen? Voilà, unser Versprechen können wir  halten und erweitern um die Frage nach dem – dazugehörigen (?) – Bewusstsein.

Dass dieses bisweilen umso enormer ist, je enger die Verhältnisse, könnte man der Gefangenen-Initiative, die sich gegen die Abschaffung der Sklaverei »in Amerika« gebildet hat, attestieren. Ob dies – 151 Jahre nach ihrem formalen Ende immer noch eine Aufgabe – per Selbstabschaffung gelingt, darf mit Blick auf die Gegner bezweifelt werden – sonst hätten wir es auch mit der Lohnarbeit außerhalb der Knäste etwas leichter.

In kalifornischen Krankenhäusern kämpfen die Pflegekräfte für die Verwirklichung einer längst gesetzlich geregelten Personalquote und kommen dabei auch auf Fragen der gesellschaftlichen Wertschätzung. Diese wiederum würden die französischen KollegInnen einbüßen, wenn das neue Arbeitsgesetz durchgebracht würde. Der Widerstand dagegen formiert sich, und zwar unter der Parole: »Wir blockieren alles.«

Nicht nur, aber auch in Deutschland scheint sich auch etwas zu formieren, das unsere Wahlbeobachter zur These einer Polarisierung verleitet: die Stimmenzuwächse der AfD, vor allem unter der Gruppe der ArbeiterInnen. Anders dagegen die Lage in Griechenland, dem einzigen Land in Europa, wo es trotz Kotau und drittem Memorandum der linken Regierung immer noch, wie Ralf Kliche meint, linke gesellschaftliche Mehrheiten gibt – und trotzdem wenig Grund für Optimismus besteht.

Wie ebenfalls versprochen, berichten wir hier auch von den Community Health Workers in Südafrika und ihren Schwierigkeiten mit der Anerkennung als LohnarbeiterInnen – beim Staat und bei der Gewerkschaft. Für die Besichtigung von Schwierigkeiten mit Staat und Gewerkschaft reicht aber auch schon ein Ausflug nach Bremen, wie uns Erich Kassel am Beispiel des Kampfs der Bremer Daimler-Kollegen für ein universalistisches ›Recht auf Streik‹ berichtet. Dass Lohnarbeit nicht ohne Streik zu haben ist, so zeigen zwei Beiträge, die wir hier aus unserer frisch erschienenen Broschüre »Chinesische Arbeitswelten…« dokumentieren, lernen auch die ›werten‹ Chefs aus China, die auf ihren Einkaufstouren in aller Welt auch auf unabhängige Gewerkschaften treffen… – ein doppelter Lerneffekt in Sachen »verordnete Harmonie«.

2016-04_Kliche_Die-griechische-Linke

2016-04_Vasquez_Neue-Pflegeformel