Inhalt express 5/2016

Druckausgabe express 5/2016

Gewerkschaften Inland

Ralf Kliche: »Zum Wohl!« – Über den Coup der Fraport beim Kauf griechischer Flughäfen S. 1

Sara Katsani: »Umkämpfter Notdienst« – Über die Warnstreiks in Krankenhäusern  S. 2

Patrick Schreiner: »Freizügig und prekär« – Zu Strukturen mobiler Beschäftigung in Deutschland  S. 4

»Überall Kaufkraftstärkung« – Die Tarifrunden von ver.di und IG Metall  S. 4

»unter_bau « – Alternative Hochschul­gewerkschaft in Gründung   S. 7

Stefan Schoppengerd: »Unter der Phrase liegt der Strand« – Zur Strategiekonferenz der Interventionistischen Linken   S. 9

Betriebsspiegel

»Atempausen« – der Tarifvertrag Gesundheitsschutz an der Berliner Charité   S. 3

Internationales

ExChains: »Ketten-Bildung« – Eine neue Strategie der internationalen Zusammenarbeit in der Textilbranche   S. 6

»Militanz hilft…« – Über den Streik in der indischen Textilindustrie   S. 7

Marc Tzwangue: »Nicht nur nachts aufrecht« – Interview zu Nuit Debout und den französischen Gewerkschaften   S. 9

Ayhan Ekinci: »Modern Times und Maulwurfsarbeit« – Zu den Kämpfen in der türkischen Autoindustrie S. 10

Kav LaOved: »Schlecht versichert« – Studie zur Gesundheitsversorgung paläs­tinensischer ArbeiterInnen in Israel   S. 12

Samantha Winslow: »Kein Spaß beim Shopping« – Unterwegs auf dem privatisierten Gesundheits- und Bildungsmarkt der USA   S. 15

Rezensionen

Theo Steegmann: »Vom Cacao über Krupp zur CUT« – Über Jens Huhns TIE-Geschichte   S. 6

Jens Wissel: »Kein Widerspruch: Nationalismus und EU« – Daniel Keils »Territorium, Tradition und nationale Identität«   S. 16

Bildnachweise

Madgermanes – so nennen sich die MosambikanerInnen, die ab 1979 in den sozialistischen Bruderstaat DDR entsandt wurden. Dort sollten sie sich beruflich qualifizieren und ein kleines Vermögen erarbeiten, das ihnen nach der Rückkehr ausgezahlt werden sollte. In der Realität waren sie oft bloß als billige Hilfsarbeiter eingesetzt, und nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatenwelt waren die angesparten Beträge in undurchsichtigen Kanälen verschwunden. Den Biographien dieser Menschen ist der neue Comic von Birgit Weyhe gewidmet. Aus mehreren Gesprächen hat sie Material für drei fiktive, ineinander verschränkte Lebensgeschichten geschöpft und diese zeichnerisch umgesetzt. Der unveröffentlichte Band wurde bereits mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgezeichnet. Voraussichtlich Ende Mai wird er im avant-Verlag erscheinen, bei dem wir uns herzlich für die Überlassung der Bilder bedanken.

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

na, habt Ihr‘s vermisst, unser wechselwarmes, eierlegendes Kriechtier? Das stumme Reptil mit der feinen Sensorik? Unsere Titelschildkröte war für eine Weile auf Wanderschaft, jetzt ist sie zurück. Schildkröten, so erfahren wir in Wikipedia, haben dank ihrer Anpassungsfähigkeit »ihr Fortbestehen bis in die heutige Zeit sichern können«.

Zu den Anpassungsleistungen, die der express mit Blick aufs Umfeld erbringt, gehört die Wanderung in den digitalen Raum. Auf die neu gestaltete Homepage haben wir ja bereits hingewiesen. Seit dem vergangenen Monat ist sie um eine Abteilung reicher: Wer sich für die publizistische Ahnengalerie und das familiäre Umfeld des express interessiert, findet nun ein umfangreiches Publikationsverzeichnis des Sozialistischen Büros samt der verschiedenen vom SB herausgegebenen Zeitschriften auf der Seite.

Kommen wir zur Gewerkschaftsarbeit, gehen wir zurück zum Thema Wanderungen: Der Kampf um gleiche Rechte für alle ArbeiterInnen ist eine alte und immer neue Herausforderung. Selbst die freie Mobilität innerhalb der EU birgt zahlreiche Möglichkeiten der Ausbeutung von MigrantInnen, wie Patrick Schreiner zeigt.

Auch andernorts sind die Arbeiterinnen und Arbeiter auf Wanderschaft in der Regel schlechter gestellt als ihre sesshaften KollegInnen – die räumliche Distanz vom Westjordanland nach Israel mag klein sein, die Benachteiligung palästinensischer ArbeiterInnen in Israel ist keine Kleinigkeit, wie die KollegInnen der Beratungsstelle Kav LaOved berichten. Im indischen Bangalore landen die WanderarbeiterInnen oft in den Weltmarktfabriken der Textilindustrie – und wissen offenbar auch ohne großes Zutun von Gewerkschaften, wie sie sich zur Wehr setzen können.

Auch das Kapital geht bekanntlich gern auf globale Wanderschaft und nimmt dafür auch die Hilfe der Staatsmacht in Anspruch. Ein aktuelles Beispiel für quasi-koloniale Expansion bietet der deutsche Flughafenbetreiber Fraport, der sich den lukrativen Teil der griechischen Flughäfen zu ganz besonders delikaten Bedingungen einverleibt hat.

Dass auch sozialistische »Bruderstaaten« feine Unterschiede innerhalb der Klasse machten, zeigt der Comic »Madgermanes«. Mehr dazu in den Bildnachweisen auf der Titelseite.

Wir wünschen anregende Lektüre auf der langen Wanderschaft.

2016-05_Ekinci_Modern-Times

2016-05_Kliche_Zum-Wohl_Fraport