Inhalt express 12/2016

Druckausgabe express 12/2016

Gewerkschaften Inland

Betriebsspiegel

  • Manfred Neuer: »Beharrlich Fingerhakeln« – Eine Chronologie des Edeka/Tengelmann-Deals S. 4
  • Manfred Neuer: »Vorhang zu – nächstes Stück?« – Lehren aus der Edeka/Tengelmann-Geschichte S. 4

Internationales

  • Amnesty International: »Kurzer Prozess« – Verurteilung des Vorsitzenden des südkoreanischen Gewerkschaftsbunds KCTU S. 3
  • »Umkämpftes Erbe« – Alexis Tsipras als Trauerredner in Havanna, Kommentare von Mikis Theodorakis und Giorgos Vichas S. 9
  • Ralph Hug/Clean Clothes Campaign: »Billiger als China« – Die Produktion „italienischer“ Schuhe in Osteuropa S. 10
  • Elisabeth Grossman: »Ungemach in Sicht« – Über Gefährdungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes unter Trump S. 12

Rezension

  • Frank Deppe: »Machtressourcen und Hoffnungsfunken« – über Thomas Goes‘ Perspektiven gewerkschaftlicher Erneuerung S. 14

Zum Tod von HG Lang

  • Redaktion express: »Leben an der Basis« S. 2
  • Edgar Weick: »Aufrechter Gang« – Nachruf S. 16

Bildnachweise:

Anlässlich des Tods sog. großer Männer auf die Idee zu verfallen, einen Band, der auch noch den Namen des Verstorbenen trägt, zu suchen (und zu finden), um damit die Jahresendzeitausgabe des express zu bebildern, mag an Personenkult erinnern, ob die ProtagonistInnen diesen nun persönlich geschätzt haben oder nicht. Was dabei herauskommt, wenn Große sich mit Großen über die Frage der Geschichte (und wem diese gehört) streiten, kann man anderenorts nachlesen. Den Band „Castro“ trotzdem zu nehmen, um mit ihm einen Blick auf diese Geschichte zu werfen, verdankt sich dem Umstand, dass Reinhard Kleist hier in Kooperation mit dem Biographen Volker Skierka einen Blick und eine Ausdrucksform entwickelt hat, die über diesen Kult hinausweist und auch – historiographisch kritisch – Hintergründiges vermittelt. Er macht deutlich, dass in jedem Moment Entscheidungen standen, nicht nur die des Maximo Leader, wobei hier keineswegs „die Entscheidungsfreiheit der Yankees“ gemeint ist, sondern eine Arbeit an der Geschichte. „Wer sich der Revolution verschreibt, pflügt das Meer“, und an dieses Ende knüpfen wir hier an.

Reinhard Kleist: „Castro“. 288 Seiten, 10,99 Euro, ISBN 978-3-551-71381-0, Carlsen 2016

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

es wird ja alles nicht einfacher. Jedenfalls für unsereins nicht. Die Versuchung ist groß, sich in Anbetracht all der Monstrosität auf bloßen Zynismus zurückzuziehen, dem ausklingenden Jahr seine wohlverdiente Schreckensbilanz zu attestieren und schaurige Prognosen für das kommende abzugeben. Oder gleich zu erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange. Aber wem wäre damit gedient? Der Kollege Romin Khan hat wohl Recht, wenn er auf unserer Titelseite die Parole „Kämpfen statt Gruseln“ ausgibt – auch wenn das erstmal ‚nur‘ bedeutet, gegen die schaurige Eindimensionalität von rechts darauf zu beharren, dass die Dinge komplizierter sind.

Auch bei den mehr oder weniger erfolgreichen Kämpfen ist nicht immer klar, ob man sie als beispielgebend interpretieren soll. So waren die Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann monatelang zur politischen Passivität verdammt. Zwar hat sich die Spitze ihrer Gewerkschaft am Verhandlungstisch mächtig ins Zeug gelegt und auch den Bundeswirtschaftsminister dazu gebracht, sich für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze einzusetzen – große Schritte aus der Unmündigkeit wurden aber nicht gemacht. Die dauerhafte Delegierung der eigenen Interessen an die Sozialdemokratie erweist sich ja eh ein ums andere Mal als, na ja, suboptimal. Davon zeugt in dieser Ausgabe der Blick von Nadja Rakowitz auf die Reformvorschläge fürs Rentensystem, wie sie von verschiedenen Parteien und Gewerkschaften jüngst vorgebracht wurden. Dass dabei zwischen SPD und DGB kaum ein Blatt passt, ist kein Grund zur Freude über die vereinte Schlagkraft, sondern ziemlich ernüchternd angesichts der Dünnbrettbohrerei. Immerhin finden sich mit etwas Wühlarbeit auch in Gewerkschaftskreisen Konzepte, die tatsächlich zukunftsweisend sind – vielleicht gerade weil sie vergangenen Zeiten entstammen, die bekanntlich öfter mal näher an der Zukunft waren als unsere Gegenwart.

Auch die Nachrichten aus der Welt der Fernfahrer, die Ergänzungen zur zweifelhaften Rolle der Arbeitsgerichte beim Union Busting und die Aussicht auf die Zukunft des Arbeitsschutzes in den USA versprechen – Ihr ahnt es – nichts Erfreuliches. Dass die kubanische Gesellschaft gefestigt genug scheint, dass Fidel Castros Tod wohl auf ihre weitere Entwicklung weniger Einfluss haben wird als die Wahl des neuen US-Präsidenten, mag in dürftigen Zeiten ein schwacher Trost sein.

Ihr merkt schon, so einen richtigen Gute-Laune-Knaller zum Jahreswechsel haben wir nicht in petto. Mal angenommen, dass dies auch nicht das ist, was Ihr von uns erwartet, und Ihr im Gegenteil sogar ganz zufrieden seid mit unseren Meldungen über die Unzulänglichkeiten dieser Welt – schenkt doch dem Spendenaufruf Beachtung, der dieser Ausgabe beiliegt. Kommt gut ins neue Jahr, – das Jahr, in dem sich die Oktoberrevolution zum hundertsten Mal jährt…