Inhalt express 5/2019

Druckausgabe express 5/2019

Gewerkschaften Inland

Internationales

Rezension

  • Norbert W. Koprek: »Das Recht der Arbeit« – Rolf Geffkens »Umgang mit dem Arbeitsrecht«             S. 6

Kurzmeldungen

  • Antipasti       S. 8

Bildnachweise: One Big Union: Die Idee der einen großen Gewerkschaft, die das Gegeneinander-Ausspielen der ArbeiterInnen dieser Welt verunmöglicht, hat GewerkschafterInnen schon immer umgetrieben. Die 1905 gegründeten Industrial Workers of the World (IWW) symbolisieren diese Idee historisch ganz besonders: Sie ließen in den USA als erste Gewerkschaft Frauen und people of colour als Mitglieder zu und organisierten vor allem Arbeitslose, TeilzeitarbeiterInnen und WanderarbeiterInnen. In den USA erschienen im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts 14 IWW-Zeitungen in mindestens neun verschiedenen Sprachen. IWW-Sektionen gründeten sich u.a. auch in Neuseeland, Afrika und Chile.        
Gabriel Kuhn (zuletzt zu lesen in express 3/2019 zum Streikrecht in Schweden) hat neben Liedern aus dem berühmten »Little Red Songbook« und Auszügen aus dem Programm zwei längere Texte dokumentiert: Den in anderer Übersetzung bereits bekannten Beitrag »Die IWW – ihre Geschichte, ihre Struktur, ihre Methoden« von Vincent St. John aus dem Jahr 1917 sowie die autobiographischen »Erinnerungen eines Wobbly« von Henry E. McGuckin von 1968.            
Die Illustrationen in dem kleinen Sammelband stammen ursprünglich aus den Publikationen Rebel Voices: An IWW Anthology und Joe Hill: The IWW and the Making of a Revolutionary Workingclass Counterculture. Wir danken dem Verlag und dem Herausgeber!  
»Wobblies. Politik und Geschichte der IWW«, herausgegeben von Gabriel Kuhn, 152 Seiten, Unrast-Verlag, Münster 2019, ISBN: 978-3-89771-926-2, 13 Euro

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

ja, auch wir sind nicht gern privat, d.h. allein zu Haus. Hatten wir uns neulich erst »mit mehr als nur klammheimlicher Freude« an der Debatte um Enteignungen großer Immobilienfirmen erfreut, gesellt sich nun Genosse Kühnert zur WG und sorgt für Stürme im verdünnten Wasser der Feuilletons. Weil ihm egal ist, was auf dem Klingelschild eines Unternehmens steht, solange über die Zwecke der Produktionsüberschüsse demokratisch entschieden wird – statt räuberisch, durch Absonderung, Trennung, wie es der Begriff des Privateigentums ja im ursprünglichen Sinne meint. Während Kevin noch darüber nachdenkt und zu selbigem einlädt, sehen Ka­trin und Sven schon rot: »Eine Kollektivierung oder Verstaatlichung der Autoindustrie löst keines der Probleme«, meint Göring-Eckardt in der Zeit vom 2. Mai und schmeißt wieder mal alle Begriffe durcheinander, während Giegold das große Ganze im Blick hat: Angesichts des Klimawandels sei es entscheidend, darüber zu reden, »wie wir diese Marktwirtschaft sozial-ökologisch bekommen«, um »unseren Kindern die Möglichkeit (zu) geben, überhaupt noch über eine Zukunft verschiedener Wirtschaftssysteme (…) reden zu können« (ebd.). Hm. Ob er mit den Kids geredet hat, die freitags demonstrieren, dass ihnen die Aussicht auf noch mehr Reden über sozial-ökologische Marktwirtschaft zeitlich und inhaltlich unzureichend erscheint?

In einer anderen Welt wird unterdessen über den Tod der Wirtschaft durch Zeiterfassung geredet. Letztere hatte der EuGH in seinem Urteil zur Klage der spanischen Comisiones Obreras gegen die Deutsche Bank gefordert (C-55/18). Prompt kam der Konter: »flexibles Arbeiten, Homeoffice-Tage, ›Hygge‹-Glück in Bürogemeinschaften neuen Typs. Es ist eine Welt, in der die Stechuhr so sinnvoll ist wie Tipp-Ex am PC.« (Handelsblatt, 15. Mai) Was hier mit dem Tipp-ex-Pinsel verborgen werden soll: der gigantische Raubzug, die gar nicht so äquivalente private Aneignung von Arbeitszeit. Nichts entsteht aus nichts: 53,7 Prozent der in Spanien geleisteten Überstunden werden nicht erfasst, wie der EuGH in seiner Begründung festhielt. Auch in Deutschland ist der Anstieg der Überstunden (von 2016 auf 2017 um ca. 11 Prozent) auf rund 2,1 Mrd. zur Hälfte unbezahlt (vgl. www.IAB.de) – nur 15 Prozent der Beschäftigten machten das »aus Spaß«, wie die FAZ am 30.11.2018 berichtete. Über den un­spaßigen Rest der privaten Aneignung gesellschaftlicher Produktion mehr in dieser Ausgabe des express 5.0.