Inhalt express 4/2019

Druckausgabe express 4/2019

Gewerkschaften Inland

Betriebsspiegel

  • Jessica Reisner: »Management mit Allmachtsfantasien« – Der Arbeitskampf im Berliner Wombat‘s City Hostel S. 2
  • Robert Schlosser: »Keine Illusionen« – Nicht nur eine Filmkritik: Über die Bedeutung betrieblicher Oppositionsarbeit am Beispiel GoG Bochum S. 6

Internationales

  • Stefan Schoppengerd: »Nichtsregierungsorganisationen« – Die Auseinandersetzung um völkerrechtlich verbindliche Standards in globalen Wertschöpfungsketten S. 9
  • Wilfried Leisch: »Türkis-Blaues Alpenglühen« – Über innige Verbindungen in der Mitte Österreichs S. 10

Rezensionen

  • Rudolf Walther: »Völlig planlos?« – Ludwig Erhardt war nicht der Vater der Sozialen Marktwirtschaft – aber vielleicht war der Generalstreik deren Mutter S. 1
  • Andreas Meinzer: »Nachsitzen« – Andreas Nölkes Buch ‚Linkspopulär‘ ist eine Absage an internationale Solidarität S. 8
  • Theo Steegmann: »Stahl und Widerstand« – Die Geschichte der Bremer Hütte S. 11
  • Wilfried Schwetz: »Freiheit von oben« – Eine kleine Geschichte bürgerlicher Propaganda in den USA von Slave Cubela S. 14

Kurzmeldungen

  • Antipasti S. 6

Bildnachweise: They did it again: Der kleine, feine avant-Verlag hat schon wieder einen Band herausgebracht, der manchem Uni-Seminar als Lektüre-Grundlage mit Anschaulichkeitsgarantie dienen könnte, um den Themenkreis „Race, Class, Gender, Body“ zu illustrieren, ohne immerzu „Narrative“ konstruieren, dekonstruieren und mühsam Getrenntes ebenso mühsam wieder äußerlich miteinander verbinden zu müssen. Die Polin Daria verschlägt es über Barcelona nach Malmö, wo sie – aus Mangel an Alternativen – ein Studium beginnt und sich, wie viele ihrer KollegInnen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Papiere, mit „Jobs“ über Wasser zu halten versucht. Man könnte das eine Coming of Age-Geschichte nennen, wenn es sich denn um ein altersspezifisches Phänomen handeln würde. Was Daria erlebt, ließe sich aber auch als Becoming unionized-Geschichte lesen. Und das teils ohne gewerkschaftliche Unterstützung, teils gegen gewerkschaftlichen Rat – mit allen Windmühlenkämpfen gegen ‚flache‘ Hierarchien, Party-Kultur statt verbrieften Rechten, Triple-Oppression durch Arbeitgeber, die zugleich Vermieter und sexueller Nutznießer sind, den unlösbaren Teufelskreis aus fehlenden Aufenthalts- und fehlenden Arbeitspapieren, die Ängste der KollegInnen. Ohne das Ende hier verraten zu wollen: Das ist nicht das Ende der Geschichte – und sehr zu empfehlen!

 „Von Unten“, Text & Zeichnung: Daria Bogdanska, 200 Seiten, schwarz-weiß, Softcover, avant-verlag, Berlin 2019, ISBN: 978-3-945034-93-4, 22 Euro

Editorial

In: express 4/2019

Geneigte Leserinnen und Leser,

es erfüllt uns mit mehr als nur klammheimlicher Freude, dass hierzulande angesichts der Berliner Kampagne „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ wieder über Enteignung diskutiert wird. „Enteignungen sind nun wirklich sozialistische Ideen und haben mit bürgerlicher Politik nichts zu tun“, stellt etwa der bayrische Ministerpräsident Söder ganz richtig fest. Na ja, oder fast richtig: Denn solange die betroffenen Unternehmen entschädigt werden, ist ja irgendwie doch noch Privateigentum und Kapitalakkumulation im Spiel… Dennoch, da ist, wenn Ihr uns diese Phrase gestattet, Musik drin. Auch in einer anderen Metropole mit boomendem Immobilienmarkt beginnt die Kommunalpolitik danach zu tanzen: Die Frankfurter SPD-Fraktion stellte jüngst laut FR fest, dass „auch eine Enteignung kein Tabu sein dürfe, wenn man den ‚Mietenwahnsinn‘ stoppen wolle. Der freie Markt habe versagt. Kämen die großen Wohnungsbaugesellschaften nicht zur Vernunft (…), provozierten sie selbst die Debatte über eine Enteignung. Eine Vergesellschaftung (…) und die Überführung in kleinteilige regionale Genossenschaften könne ein Ausweg aus der Mietenkrise sein.“ Da findet auch die CDU zu alter Form zurück und schilt das Paper der SPD als „linksradikales Manifest“.

Die aktuellen Wohn- und Mietdebatten sind aber nur einer von vielen Gründen, die Sozialisierungsdebatte aus der Geschichte der Arbeiterbewegung wieder auszugraben. Einen Ansatzpunkt dafür liefert etwa das Buch Uwe Fuhrmanns zur amüsanten Entstehungsgeschichte der „sozialen Marktwirtschaft“, das unser Autor Rudolf Walther in der vorliegenden Ausgabe bespricht (S. 1), einen weiteren bietet Robert Schlosser in seinen Reflexionen zur Geschichte der GOG bei Opel Bochum, zum legendären Bochumer Opel-Streik von 2004 und dessen Darstellung im Film „Luft zum Atmen“ (S. 6).

Ihr wisst ja: Wir machen mehr als eine Zeitung, und so sind wir auch dabei, wenn die Enteignungsfrage mit diesem und anderen Filmen auf die Leinwand oder in anderen Veranstaltungen zur Sprache kommt. Wir beteiligen uns an der Reihe „Übernehmen wir?! Vom Ende der Fabriken und dem Beginn von etwas Neuem“ im Berliner Lichtblick-Kino. Genaueres dazu in unseren Veranstaltungshinweisen ab S. 14.

Aber vorher begehen wir noch den traditionellen Kampftag der Arbeiterklasse – dieser express erscheint pünktlich, um die neuesten Streiche aus dem Klassenzimmer auf den zahlreichen Demonstrationen am 1. Mai zu diskutieren, wenn die Darbietung der Schalmeienkapelle sich mal wieder etwas zieht. Gute Unterhaltung – und meldet Euch, wenn Ihr sie verbreiten und andere teilhaben lassen wollt!