Inhalt express 4/2012

Gewerkschaften Inland

Roland Barth: »Spurenelemente« oder: eine vertane Chance – zur Tarifrunde im Öffentlichen Dienst S. 1

Hugo Claus: »Umstritten«, zum Tarifergebnis im öffentlichen Dienst S. 2

»Das Fließband von heute«, Arbeit im Film – ein Gespräch mit Dirk Lütter, Regisseur von »Die Ausbildung« S. 3

»Kampf dem Arbeitskampf«, Grundversorgung sichern? Gesetzesentwurf zur Einschränkung des Arbeitskampfrechts in der Daseinsvorsorge S. 5

Betriebsspiegel

Wolfgang Schaumberg: »Kampfansage bei Opel?« S. 2

Marcus Rediker: »Libertalia: Utopia der Piraten« S. 8

Internationales

Wolter/Bach/Arnold: »Den Begriff vom Machbaren verändert«, 45 Jahre »Cecosesola« – Geschichte einer venezolanischen Kooperative S. 5

»Cecosesola in Zahlen«, vom Beerdigungsinstitut zum Großunternehmen S. 7

Nicholas Bell: »Occupy in Andalusien«, Gewerkschaft SOC organisiert Landbesetzungen S. 9

Laskos/Milios/Tsakalotos: »Austreten oder nicht?«, über kommunistische Dilemmata in Griechenland S. 11

Jenny Brown: »Isolation und Scham«, über die Schwierigkeit, Erwerbslose in den USA gewerkschaftlich zu organisieren S. 14

Rezension:

Gaston Kirsche: »Ich freu´ mich«, über einen Film vom Erwachsenwerden in der Arbeitswelt S. 3

Bilder:
Die Photos zu dieser Ausgabe stammen von Bettina Katscher. Sie zeigen u.a. den Entstehungsprozess von „Geld“ – einer Installation von Nikolaus A. Nessler (Acrylfarbe auf Kunststoffgewebe vor Lichtrahmen). Bettina Katscher, geb. 1971, studierte Anglistik/Amerikanistik und hat als Journalistin gearbeitet; photographische Arbeiten u.a. für ein Architekturmagazin, den Kunstverein Lola Montez in Frankfurt a.M. und die Frankfurter Rundschau; Gewinnerin des Fotowettbewerbs „Ostblicke“. Nikolaus Nessler, geb. 1958, lebt und arbeitet in Frankfurt a.M. „Geld“ ist 2009/2010 entstanden und Teil einer Serie über prägende Dinge unserer Kultur. Es geht Nessler um den weit verbreiteten Irrtum, dass Geld Geld verdienen könne. Letzte Ausstellungen u.a.: 2011 BLUE CONNECTION III, Museu de Arte Moderna, Sorocaba, Brasilien. 2011 BLUE CONNECTION II, Galeria Mezzanino, Sao Paulo, Brasilien. 2011 THE GIFTS OF THE LIFE, Sala Recife, Recife Pernambuco, Brasilien. 2011 KARUSSELL, Pavillon für die Taunusanlage Frankfurt am Main, Architektur-Sommer Rhein-Main. 2010 BEBEN/TERREMOTO, Video- und Lichtprojektionen auf dem Kunsthaus Wiesbaden (mit Ch. Tonnis). 2010 18+, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main. 2010 PHÄNOMENA, Galerie Draheim, Wiesbaden. Weitere Informationen unter: www.nessler-art.de

Statt Editorial – 50 Jahre express

 Wir feiern – ohne »Abschied vom Proletariat«

Nein, wir haben die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht wesentlich verändert und auch die betrieblichen Verhältnisse nicht so zum Tanzen gebracht, wie viele das erhofft haben und immer noch hoffen. Vieles ist schlechter und manches ohne unser Zutun besser geworden, aber dennoch sind wir uns sicher:

Ohne uns wär’s noch schlimmer gekommen …

Deshalb wollen wir den 50. Geburtstag des express zusammen mit Euch feiern. Wir wollen den Blick zurück nach vorn wagen und den Spuren folgen, die der express in der Geschichte der Linken hinterlassen hat. Es sind Spuren in den Auseinandersetzungen mit linken Parteien und in den Gewerkschaften. Es sind aber auch Spuren, die sich zum Teil quer zu diesen Auseinandersetzungen verfolgen lassen, die sich nie »auf Linie bringen« ließen, sondern einen unabhängigen Weg markieren – und damit immer Minderheit waren:

Krumm, dafür mit Rückgrat, ohne Heilslehre, dafür mit Witz und langem Atem.

So verstehen wir unsere Arbeit – die Emanzipation im scharfen Blick, auch heute. Und diese suchen wir nach wie vor nicht in der »großen« Politik oder auf den »höchsten« Ebenen, sondern ›unten‹, in der Produktion, in Betrieben und Verwaltungen, in Büros und Läden, in lokalen Bewegungen und dort, wo sich etwas »menschenwärts« bewegt.
Dazu gehören auch alle Versuche, Selbstbestimmung grenzüberschreitend ernst zu nehmen und einen Anfang zu wagen:

– Von den Gründungszeiten des »express international« 1962, in denen Lernen vor allem hieß, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen,

– über die Aufbruchszeiten des Sozialistischen Büros,

– die Verschmelzung von »express international« und »Sozialistischer Betriebskorrespondenz« zum »express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit« 1972,

– die Zeiten des großen betrieblichen und gesellschaftlichen Aufbegehrens in den 70er-Jahren,

– die Eiszeiten der 80er- und 90er-Jahre

– bis heute, wo ein warmer Wind aus dem Mittelmeer zu uns herüberweht,

– und die Occupy-Bewegung oder die »Empörten« an vielen Orten die »Systemfrage« wieder auf die Tagesordnung setzen

– und die Frage nach der demokratischen Qualität dieser Gesellschaft neu und radikal zugleich gestellt wird.

Überall fanden und finden wir – neben all den deprimierenden und festgefahrenen, bisweilen rückschrittlichen und resignierten Vorstellungen und Verhaltensweisen – immer auch Aktionen einer realen Emanzipation und einer erfrischenden Befreiung. Uns ist der anarchische Witz in diesen Aktivitäten nicht entgangen und die praktischen, auf Selbstbewusstsein gestützten Erfahrungen in den sozialen Auseinandersetzung waren uns mehr wert als das Urteil mit dem Maßstab linker Buchwissenschaft.
Und deshalb machen wir auch weiter – solange die Verhältnisse unsere Aktivitäten nicht überflüssig machen.

Wir laden Euch ein, mit uns zurückzuschauen und in die Zukunft zu blicken, mit uns nachzudenken, und mit uns zu feiern, dass wir diese 50 Jahre durchgehalten haben aus gutem Grund.
Wir freuen uns auf diesen Tag, auf anregende Rück- und Ausblicke und gemeinsame Gespräche bei einem guten Gläschen Wein, selbst gemachten Süßigkeiten und grenzüberschreitenden Leckereien.
Kirsten Huckenbeck, Nadja Rakowitz, Anton Kobel, Edgar Weick, HG Lang, Uli Maaz

Für unsere Rück- und Ausblicke sind wir im Gespräch mit: Eberhard Schmidt, Heinz-Günter Lang, Edgar Weick, Willi Hajek, Karin Zennig, Barbara Hackenjos, Tom Adler, Renate Hürtgen, Manfred Lang, Bernhard Franke, Hans Kroha, David Wittenberg, Edith Marcello, Bärbel Schönafinger…

50 Jahre express – das Fest: 16. Juni 2012, 14 – 20 Uhr, Bootshaus des Frauenrudervereins Freiweg e.V., Mainfeldstr. 35, 60528 Frankfurt a.M. / Niederrad

 

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