Spendenaufruf für den express


Frankfurt am Main, im November 2018

Läuft?

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Sympathisant*innen,

wie soll man in dieses Grußgewölk einstimmen? Was soll man mit diesem minimalistischen Management-Sprech anfangen, das ohnehin keine ernsthafte Antwort erwartet? Ein ebenso lässiges ‚Läuft‘ zurückwerfen, zur Beeindruckung und Vermeidung weiterer Nachfragen? Oder ‚Nein, läuft gar nicht‘ und Irritationen riskieren?

Die Wahrheit ist: Zwischen „Aufstehen“ und „Aussitzen“ läuftallerhand, und das ist genau das Problem. Während wir diesen Spendenaufruf an Euch, läuft z.B. die KandidatInnenkür der CDU. Ein Riesenschritt (der CDU) auf dem Weg zur Demokratie, gewiss, aber was bringt er der Menschheit? Und worin genau bestand eigentlich die Auswahl bei dieser heiligen Dreieinigkeit aus Migrationsabwehr, Innensicherheitspolitik und nationalem Standortlobbyismus? Pardon, wir haben die Sozialpolitik vergessen, die den Unterschied macht: Im Kampf zwischen Sorge um die Pflegebeschäftigten (mehr und lebenslänglicher arbeiten, dafür gibt’s einen Personalschlüssel) und der Rendite der RentnerInnen (wenn’s für ein Leben nach der Lohnarbeit nicht reicht: ‚sollen sie halt Aktien kaufen‘) gewinnt das homophobe Familienbild der AKK.

Ob das reicht, um das Soziale nicht ganz den KollegInnenvon der blauen Alternative für Deutschland zu überlassen, die ja nicht nur im Parlament, sondern auch unter GewerkschafterInnen mit auf der SpielerInnenbank sitzen und sichvon den ewig jungen alten und neuen NS-Eliten in Banken, Waffenschmieden und im Maschinenbau ihre „Volksaufklärungskampagnen“ finanzieren lassen? Oder Bündnis 90/Die Schwarzen, bei denen es auch läuft und läuft und läuft, von Freiburg bis zum Frankfurter Flughafen, von Tübingen bis Brokdorf? Wenn ein Schwarzwald-OB „blau macht“ und der Himmel über Holstein so bleigrau glänzt wie über dem runderneuerten Ruhrgebiet, freut das die subventionierten Energiebarone und Autoflottillenadmiräle. Ein grüner Kapitalismus ist zwar kein brauner, aber eben immer noch das. Für ein paar Weltmarktanteile mehr ihrer in den USA gefertigten (und überwiegend nach China vertickten) spritbrunzenden Straßenkreuzer versprechen Daimler, VW und BMW das Blaue vom Himmel: Vielleicht investieren sie – in ihre ohnehin gewerkschaftsfreien und politisch tiefschwarzen Südstaaten-Buden in Alabama, South Carolina und Tennessee. Und vielleicht dürfen sie ihren SUV-Ramsch dafür weiterhin an das eine Prozent in den Nordstaaten verkaufen, in denen der Klimawandel bekanntlich per Dekret nicht stattfindet. Für die abgehängten Alten, die abgeschobenen AfghanInnen und die asthmatischen FeinstaubanrainerInnen sieht es dagegen so düster aus wie für die MigrantInnen aus lateinamerikanischen oder afrikanischen Ländern. Erst mit Hilfe deutscher Handelsüberschüsse niederkonkurriert, mit Hilfe deutscher Direktinvestitionen und von ‚Welt‘-Konzernen wie Bayer-Monsanto und Konsorten enteignet, vertrieben und um ihre Gesundheit und ihre ökonomischen Lebensgrundlagen gebracht, verdursten und verhungern sie jetzt in der Wüste um die neue EU-Außengrenze Agadez – mit deutscher public-private-„Entwicklungshilfe“ von ihrem Weg auf der alten Handelsstraße durch die Sahara abgebracht. Grenzkontrolle, Überwachungs- und Sicherheitstechnologie, das ist der neue Wachstumsmarkt und eine naheliegende Konversionsstrategie, falls es mit den Ausfuhrgenehmigungen für „außerordentlich tödliche“ Produkte made in Germany gerade mal nicht so ‚läuft‘. Ein neues Bombengeschäft und rosige Aussichten für Konzerne wie Airbus und Rheinmetall, für die sich ein deutscher Ex-Entwicklungsminister höchstpersönlich und von seinem neuen Arbeitgeber fürstlich bezahlt einsetzt. Synergieeffekte also, wo man hinschaut…

Apropos rosa(rot) – war da was? Ja, aber das ist gerade mit sich selbst beschäftigt.

All das läuft – und das geht gar nicht. Schon gar nicht, wenn wir Eure Unterstützung nichtbekommen.

Auch im 56. Jahr seines Bestehenshält der express daran fest, dass es ums Ganze geht, brauchbare Emanzipationskonzepte aber nur mit einer Vorstellung der Befreiung in und von der Lohnarbeit zu haben sind, hier und überall. Dasist eine klasse Idee und eine Klassenhausaufgabe, in Gruppenarbeit zu erledigen! Und daran beteiligen wir uns – mit jeder neuen Ausgabe, mit jeder Publikation und mit unserem ganzen, vielfältigen Engagement:

 Mit Diskussionsveranstaltungen,Filmvorführungen, Tagungen, Seminaren und Konferenzen, oft in Kooperation mit anderen, mischen wir uns ins politische Handgemenge ein und arbeiten mit an der Bildung einer anderen Welt: Mitglieder der express-Redaktion sind aktiv im Forum Arbeitswelten, das sich um internationale Solidarität unter ArbeiterInnen in China und Deutschland bemüht; andere sind bei transnationals information exchange (tie e.V.) dabei und beteiligen sich am internationalen Austausch und der Vernetzung gewerkschaftlicherBasis-AktivistInnen entlang der Wertschöpfungsketten im Einzelhandel. Wir machen mit im Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“, das die Auseinandersetzungen in den Kliniken mit seiner Expertise begleitet und den Gedanken „guter Arbeit“ mit Kämpfen für Personalbemessung auch in andere Branchen zu tragen versucht, sind vertreten bei den bundesweiten RLS-Streikkonferenzen und ander Entwicklung neuer Arbeitskampfformen beteiligt, unterstützen MigrantInnen mit und ohne Papiere in ihren Kämpfen gegen Ausbeutung und Abschiebung, organisieren Umfragen und Proteste von BildungsarbeiterInnen an Hochschulen, beteiligen uns an lokalen gewerkschaftlichen Zukunftsforen, laborieren zum Thema Logistik bundesweit mit verschiedenen linken Gruppen u.v.m.

 All das kostet viel mehr Geld,als wir haben. Wir bitten Euch deshalb herzlich, den express mit einer steuerabzugsfähigen Spende zu unterstützen! (Für Spendenbescheinigungen unter 200 Euro reicht im vereinfachten Verfahren ein Kontobeleg und unser Formular, s. Homepage – für Spenden über 200 Euro verschicken wir unaufgefordert eine Spendenbescheinigung.)

 Und: wir wollen und brauchen neue AbonnentInnen! Wir schicken Euchdazu gerne kostenlose Probeexemplare zum Schnuppern und Weiterverteilen zu, BetriebsrätInnen können den express als Arbeitsmaterial bestellen (ArbeitgeberIn zahlt!), und über Werbung auf Veranstaltungen freuen wir uns noch viel mehr – ein Anruf oder eine Mail genügen. Vielleicht hilft auch ein Blick auf unsereneuen Aboprämien bei der Überzeugungsarbeit!

Wir bedanken uns schon im Voraus für Eure Unterstützung und wünschen Euch und uns nicht nur eine erfolgreiche Spendensammlung, sondern einen guten Jahresabschluss und ein noch besseres neues Jahr!

Die Redaktion des express und der
Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für politische Bildung (AFP) e.V.

Den Spendenaufruf mit Zahlschein gibt es im neuen express!